Karman in Bedrängnis:Cabrio-Spezialist muss runterdrosseln

Bei der deutschen Tuning-Schmiede Karman brechen ungemütliche Zeiten an: Weil die Produktion des Chrysler-Modells Crossfire stockt, kämpft der Auto-Veredler mit Stellenüberhang.

Die Geschäftsführung des Unternehmens, das traditionell für große Autohersteller Nischenmodelle wie Cabrios baut, die nur geringe Stückzahlen erreichen, droht mit dem Abbau von 1000 der etwa 5300 deutschen Mitarbeiter.

Karman in Bedrängnis: Karmann-Geschäftsführer Bernd Lieberoth-Leden mit einem Chrysler Crossfire. Der schleppende Absatz des Modells bereitet dem Unternehmen Probleme.

Karmann-Geschäftsführer Bernd Lieberoth-Leden mit einem Chrysler Crossfire. Der schleppende Absatz des Modells bereitet dem Unternehmen Probleme.

(Foto: Foto: ddp)

Grund dafür ist, dass die Fertigung des Modells Crossfire für die Marke Chrysler drastisch gesenkt werden musste. Die Unternehmensleitung hat für das zweite Halbjahr einen Sozialplan angekündigt. Wegen der gedrosselten Crossfire-Produktion werde ein erheblicher Stellenüberhang erwartet.

Der Crossfire, den DaimlerChrysler im Jahr 2003 auf der technischen Basis des früheren Mercedes CLK auf den Markt brachte, wird nur bei Karmann produziert.

Das Osnabrücker Unternehmen hat einen Produktionsvertrag für dieses Modell bis Ende 2008 und hatte gehofft, mit diesem Fahrzeug seine eigene Beschäftigung halten zu können. Die Stückzahlen blieben jedoch hinter den Erwartungen zurück - nicht zuletzt, weil der starke Euro die Exporte des Zweisitzers auf den amerikanischen Markt erschwerte.

Massiver Einbruch

Im Jahr 2004 wurden noch 35.000 Fahrzeuge vom Typ Crossfire gebaut. Im Jahr 2005 waren es nur noch 12.000 Einheiten. Inzwischen ist die Stückzahl auf 6000 Fahrzeuge im Jahr reduziert worden.

20 Prozent der Belegschaft von Karmann sind deshalb seit Mitte des vergangenen Jahres zur Kurzarbeit gezwungen. Der Betriebsratsvorsitzende von Karmann, Harald Klausing, spricht von einer Strukturkrise des seit mehr als 100 Jahren bestehenden Unternehmens, das lange Zeit vor allem von Aufträgen für den VW-Konzern lebte. Das VW-Modell Karmann Ghia erreicht noch immer einen hohen Bekanntheitsgrad.

Kein ganzes Auto mehr

Wenn Ende des Jahres 2008 der für Mercedes gefertigte Zweisitzer CLK auslaufe, werde bei Karmann kein ganzes Auto mehr gefertigt: "Dieses Mal ist es eine schwere Krise".

Da Karmann aber von Aufträgen fremder Autohersteller abhängig ist, erwartet der Belegschaftsvertreter Unterstützung von der niedersächsischen Landesregierung und von Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch Aufsichtsratsvorsitzender des früheren Karmann-Auftraggebers Volkswagen ist: "Die Politik muss uns helfen." Karmann hat seit 1949 etwa drei Millionen Fahrzeuge gebaut.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: