Kampf gegen die Wirtschaftskrise:Japans Notenbank öffnet die Schleusen

Bank of Japan Governor Shirakawa, Finance Minister Aso and Economics Minister Amari greet each other at the conclusion to their joint news conference in Tokyo

Japans Notenbankchef Masaaki Shirakawi (links) und Wirtschaftsminister Kira Amari (rechts) begrüßen sich.

(Foto: REUTERS)

Mit dem größten Konjunkturpaket seit der Finanzkrise versucht Japan, die Wirtschaft anzukurbeln. Nun greift zusätzlich die japanische Notenbank ein und flutet die Märkte mit Geld. Auch die Inflation soll steigen. Ein riskanter Plan, sagen Kritiker.

Japan greift zu immer radikaleren Mitteln, um gegen die Wirtschaftsflaute anzukämpfen: Die Notenbank des Landes kündigte nun unbefristete Anleihenkäufe an, zugleich verdoppelten die Währungshüter ihr Inflationsziel auf zwei Prozent.

Die Währungshüter folgen damit den Vorgaben der Regierung in Tokio. Sie will, das die Zentralbank das neue Konjunkturprogramm unterstützt. Die Regierung hatte Anfang des Jahres das größte Konjunkturpaket seit dem Ausbruch der Finanzkrise angekündigt. Premier Shinzo Abe will die heimische Wirtschaft mit fast 90 Milliarden Euro in Schwung bringen. Die Regierung erhofft sich davon ein kurzfristiges Wachstum von zwei Prozent und Hunderttausende neue Arbeitsplätze.

Japan ist bereits enorm verschuldet - die Kredite summieren sich auf etwa 235 Prozent der Wirtschaftsleistung. Japan ist somit um zwei Drittel höher verschuldet als Europas Sorgenkind Griechenland, auch wenn die meisten Schuldner japanische Banken oder Sparer sind, die bislang nicht gegen den eigenen Staat spekulieren.

Das Land hat gerade die dritte Rezession in fünf Jahren hinter sich. Auf einen echten Aufschwung wartet man in Tokio aber schon wesentlich länger. Die Steuereinnahmen sinken ebenso wie die Preise - die fortschreitende Deflation ist die größte Sorge vieler Ökonomen. Die Notenbank will nun gegensteuern.

"Bedenkliche Übergriffe"

Marktteilnehmer, die nur eine schrittweise Ausweitung des Anleihenkaufprogramms erwartet hatten, reagierten zunächst überrascht auf die Ankündigung. An der Börse legte der 225 Werte umfassende Nikkei-Index kurzzeitig zu, rutschte nach wenigen Minuten aber schon wieder ins Minus. Der Yen fiel und tendierte zum Dollar nahe des tiefsten Stands seit zweieinhalb Jahren. Ein schwacher Yen hilft vor allem großen japanischen Unternehmen wie Toyota oder Sony, die ihre Produkte günstiger ins Ausland exportieren können.

Kritiker der Maßnahmen von Premier Abe fürchten, der Staatshaushalt werde so weiter ruiniert. Schon jetzt fließt fast ein Viertel der Ausgaben in die Tilgung von Schulden. Und wenn Japan seine heimischen Schuldner nicht mehr bedienen kann, wird das Land gleich doppelt getroffen.

Für Kritik sorgt auch der starke Einfluss der Politik auf die Notenbank. Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnte vor einer zunehmenden "Politisierung der Wechselkurse". Die Notenbanken müssten immer mehr Ziele verfolgen, die eigentlich nicht Teil ihres Mandats seien, beklagte er auf dem Neujahrsempfang der Deutschen Börse am Montagabend in Eschborn. Schon jetzt seien beispielsweise in Japan "bedenkliche Übergriffe" auf die Notenbank durch die Regierung zu beobachten, kritisierte Weidmann.

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