Jugendarbeitslosigkeit in Europa:Deutsche Jugendliche haben gute Zukunftschancen

Lesezeit: 1 min

Nirgendwo in der EU gibt es so wenig erwerbslose Jugendliche wie in Deutschland. Damit stemmt sich Deutschland gegen den europaweiten Trend. In den Krisenstaaten Südeuropas sinken die Chancen für Jugendliche, Arbeit zu finden, immer weiter.

Zukunftsangst muss man als Jugendlicher in Deutschland im Moment nicht haben. Nirgendwo in der Union gibt es nach Auswertungen der Statistikbehörde Eurostat so wenig erwerbslose Menschen zwischen 15 und 24 Jahren.

Im Juni waren das in Deutschland 350.000 Menschen oder fast 8 Prozent der Altersgruppe. Damit ist Deutschland für junge Menschen derzeit der sicherste Arbeitsmarkt in der EU, das berichtete das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Im Durchschnitt der 27 Länder der Europäischen Union lag die Quote fast drei Mal so hoch wie in Deutschland bei knapp 23 Prozent. "Damit war in der EU nahezu jeder vierte junge Mensch, der arbeiten wollte und konnte, ohne Arbeit", erklärten die Statistiker.

In Griechenland und Spanien hingegen wird die Lage immer kritischer. In Griechenland hat über die Hälfte der Jugendlichen keine Arbeit. Die Arbeitslosenquote kletterte um fast 9 Punkte auf den EU-Spitzenwert von 52,8 Prozent. Auch in Spanien nahm die Jugendarbeitslosigkeit um nahezu 7 Prozentpunkte dramatisch zu. Mit 52, 7 Prozent sind dort nun fast so viele junge Menschen wie in Griechenland erwerbslos.

Streit unter Statistikern

Deutschland lässt seit November 2011 auch die Nachbarländer Österreich und die Niederlande hinter sich, die zuvor noch niedrigere Quoten vorweisen konnten. In Österreich liegt die Quote derzeit bei 8,8 Prozent und in den Niederlanden bei 9,3 Prozent. Die Daten werden nach Parametern der Internationalen Arbeitsorganisation ILO erhoben und unterscheiden sich von den Angaben der deutschen Arbeitsagentur zur Arbeitslosigkeit.

Nach den ILO-Standards gilt als erwerbslos, wer weniger als eine Stunde in der Woche arbeitet, in den letzten vier Wochen einen Job gesucht hat und eine Stelle innerhalb von zwei Wochen antreten könnte. Die Angaben stammen aus stichprobenartigen Befragungen und spiegeln daher auch die Einschätzung der Betroffenen selbst.

Daher kritisieren auch einige Experten die Zahlen. "Es ist falsch, wenn man verallgemeinernd sagt, jeder zweite Spanier unter 25 ist arbeitslos", erläuterte Brigitte Schels vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Die Erwerbslosenquote von über 50 Prozent beziehe sich nur auf junge Leute, die dem Arbeitsmarkt tatsächlich zur Verfügung stünden. Für Schüler und Studenten trifft das aber nicht zu. Berücksichtigt man dies, ist in Spanien jeder fünfte Jugendliche arbeitslos, in Griechenland jeder achte, wie Karl Brenke vom Berliner DIW-Institut ausgerechnet hat.

© Süddeutsche.de/dpa/reuters/dapd/sst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: