Josef Ackermann:Neue Deutschland AG oder "Bad Bank"

Maßnahmen gegen die Krise werden zuhauf diskutiert. Deutsche-Bank-Chef Ackermann setzt auf eine "Bad Bank" - möglicherweise nicht ohne Hintergedanken.

Die guten Wertpapiere behalten, die faulen auslagern - so lautet die Rechnung von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. Der Banker hat beim Konjunkturgipfel im Kanzleramt offenbar die Gründung einer "Bad Bank" vorgeschlagen, der alle Institute ihre kritischen Papiere geben könnten.

Josef Ackermann: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wünscht sich eine "Bad Bank", an die alle Institute ihre faulen Wertpapiere geben können.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wünscht sich eine "Bad Bank", an die alle Institute ihre faulen Wertpapiere geben können.

(Foto: Foto: ddp)

Ackermann rechne mit einer neuen Abschreibungswelle auf Wertpapiere in dreistelliger Milliardenhöhe, schreibt die Financial Times Deutschland unter Berufung auf Teilnehmer des Spitzentreffens. Der Chef der Deutschen Bank und andere Banker hätten deshalb vorgeschlagen, mit staatlicher Hilfe eine Einrichtung zu gründen, die Wertpapiere aufkaufen soll, deren Preis in der Krise stark gesunken sei, schreibt auch die Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Wie beide Zeitungen weiter berichten, wird nun in einer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) initiierten Arbeitsgruppe geprüft, wie eine Kreditklemme verhindert werden kann und der Interbankenhandel sowie der Pfandbriefmarkt wieder in Gang kommen können - dort denkt man allerdings in eine andere Richtung. Im Gespräch sei offenbar auch eine Neuauflage der "Deutschland AG" gewesen. In deren Rahmen sollten deutsche Banken - unter Umständen mit staatlichen Anreizen - deutschen Unternehmen Kredite geben.

Weitere Abschreibungen erwartet

Der Vorschlag einer "Bad Bank" stieß der FTD zufolge in der großen Koalition auf wenig Gegenliebe. In Kreisen der Koalition sei argumentiert worden, durch staatliche Garantien für Bankkredite sei der Interbankenhandel bereits abgesichert. Die zusätzliche Übernahme entwerteter Papiere sei deshalb unnötig. Möglicherweise hat Ackermann diesen Vorschlag nicht ohne Hintergedanken gemacht. Denn die Aussichten für sein Institut sind offenbar gar nicht so gut.

Analysten von JP Morgan erwarten wegen der anhaltenden Finanzkrise weitere Milliardenabschreibungen bei der Deutschen Bank. Die Experten rechnen für das größte deutsche Geldhaus mit neuen Belastungen im vierten Quartal von 2,3 Milliarden Euro. Damit müsste die Bank mehr schultern als fast jede andere Bank in Europa - lediglich die französische Crédit Agricole sehen die Analysten ebenfalls bei 2,3 Milliarden Euro. Insgesamt erwartet JP Morgan für die europäischen Häuser mit einem starken Kapitalmarktgeschäft weitere Abschreibungen von 14 Milliarden Euro nach bislang mehr als 90 Milliarden Euro.

Die Deutsche Bank lehnte eine Stellungnahme zu den Schätzungen ab. JP Morgan sieht das Frankfurter Institut regelmäßig als eine der größten Abschreibungsopfer der Finanzkrise. Bislang ist das Geldhaus mit Wertberichtigungen von 8,5 Milliarden Euro indes noch vergleichsweise glimpflich durch die Turbulenzen gekommen. Im vierten Quartal sind allerdings die Preise insbesondere für Papiere, die mit gewerblichen Hypotheken besichert sind, nochmals in den Keller gegangen. Daher rechnen Experten zum Jahresende für die meisten Banken mit erneut sehr schwachen Ergebnissen.

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