Joschka Fischer und Siemens:Der Trend geht zum Außenminister

Im Tandem geht's besser: Zusammen mit Madeleine Albright berät Joschka Fischer bereits BMW - jetzt kommt ein weiterer Auftraggeber hinzu.

Martin Hesse

BMW hat einen und Siemens kann sich jetzt ebenfalls damit brüsten. Und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch andere deutsche Konzerne erkennen, dass der Trend zum Ex-Außenminister geht. Am besten man legt sich gleich zwei zu, wie die Münchner Unternehmen: Sie haben sich die Dienste von Joschka Fischer und seiner amerikanischen Amtskollegin der späten Neunzigerjahre, Madeleine Albright, gesichert.

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Kann sich auch nach seiner politischen Karriere nicht über mangelnde Aufträge beklagen: Joschka Fischer

(Foto: Foto: ddp)

Die Idee dahinter ist schlicht, wenn sie auch in Wortungetüme verpackt wird. "Das einzigartige Erfahrungsprofil und Netzwerk beider Persönlichkeiten flankiert die strategische Positionierung des Unternehmens als global führender Antwortgeber und Lösungsanbieter für die Herausforderungen der Megatrends Globalisierung, Urbanisierung, Klimawandel und demographischer Wandel", dichtete Siemens am Freitag. Bei den "damit zusammenhängenden gesellschaftlichen und geopolitischen Fragestellungen sowie Gewichtsverlagerungen in der Weltwirtschaft", sollen Fischer und Albright beraten.

Vom Straßenkämpfer zum Minister

Siemens verlagert seit ein paar Jahren das Gewicht von der Atomwirtschaft zu erneuerbaren Energien. So stieg der Konzern aus dem gemeinsamen Bau von Atomkraftwerken mit dem französischen Konzern Areva aus. Die Münchner kaufen sich stattdessen in großem Stil in die Wind- und Solarwirtschaft ein, zuletzt mit der Übernahme der israelischen Solel Solar Systems.

Die Partnerschaft mit Fischer soll dazu beitragen, das neue grüne Image zu pflegen, das sich der Konzern gibt. Mit Gewichtsverlagerung kennt sich der Ex-Außenminister Fischer aus, allerdings nahm er eher eine umgekehrte Entwicklung als jetzt Siemens. Vom Straßenkämpfer zum Minister, vom Verfechter erneuerbarer Energien zum Berater der europäisch-asiatischen Gaspipeline Nabucco.

Und natürlich geht es Siemens darum, sich von Fischer Türen in der internationalen Politik öffnen zu lassen, mit dem gleichen Ansinnen hatte eine Woche zuvor BMW, Fischer und Albright engagiert. Beide sind befreundet, seit sie 1999 als Minister den internationalen Militäreinsatz zur Befriedung des Kosovo führten. Heute haben Fischers internationale Missionen vor allem wirtschaftliche Gründe.

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