Jobverluste in den USA:Leere Versprechen

Donald Trump meets Australian Prime Minister on USS Intrepid aircraft carrier

Trump wollte verhindern, dass Jobs ins Ausland verlegt werden.

(Foto: AFP)

Im Dezember ließ sich US-Präsident Trump noch als Jobretter beim amerikanischen Klimaanlagenbauer Carrier feiern. Zu früh, wie es aussieht. Die Firma fühlt sich nun doch nicht an die Zusage gebunden und hat andere Pläne.

Von Sacha Batthyany, Washington

Im vergangenen Dezember schritt ein frisch gewählter Donald Trump mit seinem Vize Mike Pence durch die Montagehallen des Klimaanlagenherstellers Carrier - und ließ sich feiern. Carrier hatte zuvor verkündet, 1400 Jobs nach Mexiko zu verlagern, worauf Trump mit "Konsequenzen" drohte. Er habe persönlich bei Carrier-Chef Greg Hayes interveniert, um die Jobverlagerung zu verhindern, sagte Trump damals vor der Belegschaft. "1100 Leute können bleiben", versprach der designierte Präsident und wünschte den Arbeitern "schöne Weihnachten".

Daraus wird wohl in diesem Jahr nichts. Der in Indiana ansässige Großkonzern soll gemäß Medienberichten rund 300 Arbeitsplätze Ende Juli abbauen und weitere 300 kurz vor Weihnachten. "Die Jobs verschwinden nach Mexiko trotz Trumps Intervention", sagte Robert James, Gewerkschaftspräsident der Stahlarbeiter. "Nichts hat sich geändert."

Trump hatte bereits während des Wahlkampfs von einer Bestrafung der Firmen gesprochen, die ihre Produktion wegen geringerer Lohnkoten nach Asien oder Lateinamerika verlagern. Nebst Auto- und Computerherstellern wie Ford und Apple, knöpfte er sich insbesondere Carrier vor, und drohte der Firma mit "massive Strafzöllen" von 35 Prozent auf deren in die USA eingeführten Produkte. "Es gibt keinen Grund mehr, die USA zu verlassen", sagte Trump damals. "Wir werden Steuern senken und Regulierungen abbauen."

Tatsächlich hatte Trump dem Carrier-Konzern Steuervergünstigungen in Höhe von sieben Millionen Dollar versprochen, sollte das Unternehmen die Jobs erhalten. Auch über Regierungsaufträge wurde spekuliert. "Das Verteidigungsministerium ist ein wichtiger Kunde von Carrier", schrieb die Washington Post. Der Chef des Klimaanlagenherstellers Greg Hayes schien auf Trumps Deal einzugehen und verkündete, er werde 16 Millionen Dollar in die Fabrik in Indianapolis investieren. Wirtschaftsexperten stuften Trumps Vorgehen zwar als "unkonventionell" ein, kein Präsident vor ihm habe sich auf Deals mit Unternehmern eingelassen, doch sie sprachen von "Trumps erstem Sieg". Er habe Jobs versprochen und halte sich dran.

Ein halbes Jahr danach ist nun doch alles anders. "Nicht nur, dass Carrier wieder Arbeitsplätze verlagert", so Gewerkschaftspräsident James. Die Investitionen seien in neue Maschinen geflossen, die die Vorgänge automatisieren und Jobs vernichten würden. "Wir haben - wiedermal - nur verloren", sagte James in einem CNBC-Interview. Die Nachricht über den Arbeitsplatzverlust bei Carrier folgt nur wenige Tage nach der Ankündigung des Autoherstellers Ford, das neues Focus-Modell für den heimischen Markt nun doch nicht in Mexiko herstellen zu lassen. Sondern, wie es nun hieß, im chinesischen Chongqing.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: