Jobs:Deutschland hat Arbeit

Forscher erwarten dieses Jahr einen neuen Beschäftigungs­rekord. Der Trend geht zudem zu Arbeitsplätzen, die voll sozialversichert sind.

Von Alexander Hagelüken

Die Beschäftigung entwickelt sich weiter in Richtung neuer Rekorde. In den letzten drei Monaten 2017 hatten 44,7 Millionen Menschen in Deutschland Arbeit, meldet das Statistische Bundesamt. Das sind über eine halbe Million mehr, als zwölf Monate zuvor. Die Aussichten für 2018 sind ebenfalls gut. "Wir erwarten, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung so stark zulegen wird wie noch nie im vereinten Deutschland", sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg.

Die Zahl der Jobs bewegte sich im ganzen Jahr 2017 über 44 Millionen. Sie steigt nicht nur seit Jahren, sie nahm 2017 auch prozentual so stark zu wie seit einer Dekade nicht mehr. In den letzten drei Monaten des Jahres ging die Zahl dann weiter hoch. Das ist für vierte Quartale normal. 2017 fiel diese Zunahme aber besonders hoch aus. In absoluten Werten gab es die meisten zusätzlichen Jobs in den Bereichen öffentlicher Dienst, Erziehung und Gesundheit (plus 210 000), Unternehmensdienstleister (plus 160 000) und Handel, Verkehr, Gastgewerbe (plus 110 000).

Dieses Jahr dürfte die Marke von 45 Millionen Beschäftigten geknackt werden. Das IAB-Institut, wissenschaftlicher Arm der Bundesagentur für Arbeit, rechnet mit einem Stellenzuwachs ähnlich wie im Rekordjahr 2017, als 640 000 Jobs dazukamen.

"Zur Zeit entwickelt sich die Konjunktur richtig stark" - nicht nur in Deutschland

Bemerkenswert ist, welche Art von Jobs entstehen. Seit den schmerzhaften rot-grünen Reformen der Agenda 2010 Mitte der Nullerjahre geht die Arbeitslosigkeit deutlich zurück. Allerdings war dieser Erfolg aus Sicht vieler Kritiker stets mit dem Makel behaftet, dass dabei nicht nur klassische Arbeitsplätze entstanden, sozial komplett abgesicherte Vollzeitstellen. Sondern eben auch viele Mini- und Niedriglohnjobs. Seit einiger Zeit geht der Trend aber eindeutig zu Arbeitsplätzen, die voll sozialversichert sind, was den Arbeitnehmer schon mal besser stellt, auch wenn es noch nichts über die Höhe des Lohns aussagt. 2018 könnte die Zahl der sozialversicherten Stellen sogar um bis zu 800 000 zunehmen, erwartet das IAB - das wäre ein neuer Rekord. Die Minijobs dagegen dürften weiter abnehmen, ebenso wie die Zahl der Selbständigen.

Enzo Weber sieht am Arbeitsmarkt 2018 mehrere positive Entwicklungen zusammenkommen. "Zur Zeit entwickelt sich die Konjunktur richtig stark - in der Weltwirtschaft und in Deutschland. Es geht außer bei Banken und Versicherungen in allen großen Branchen aufwärts", sagt Weber, der beim IAB den Forschungsbereich Prognosen leitet. Am Mittwoch meldete das Statistische Bundesamt, dass die deutsche Wirtschaft in den letzten drei Monaten 2017 erneut um 0,6 Prozent wuchs. Viel beschworene Risiken wie Protektionismus aus den USA oder Brexit bestehen natürlich weiter. Aber noch ist der positive Trend intakt.

Und der deutsche Arbeitsmarkt entwickelte sich in den vergangenen Jahren auch dann gut, wenn die Wirtschaft mal nicht so lief. "Die Beschäftigung nimmt seit Jahren unabhängig von der Konjunktur zu", sagt Weber. Das liegt etwa daran, dass steigende Nachfrage nach Dienstleistungen wie Pflege und Erziehung Jobs schafft. Und daran, dass die kaum noch jemanden entlassen, weil sie eine spätere Knappheit fürchten. "Die Firmen entlassen Fachkräfte bei einer kurzfristigen Auftragsflaute nicht, weil sie Sorge haben, später keine Fachkräfte mehr zu bekommen, wenn sie sie wieder brauchen".

2018 könnte das vorerst letzte Jahr werden, in dem die Beschäftigtenzahl zunimmt. Zur Zeit gehen 300 000 mehr Bürger pro Jahr in den Ruhestand als zu arbeiten anfangen. Bisher glich das Zuwanderung vor allem aus EU-Staaten aus. Doch die wird in den nächsten Jahren abnehmen, weil die Krise in Südeuropa endet und Fachkräfte in Osteuropa zunehmend gefragt sind.

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