Jobabbau bei RWE:Ein Konzern baut ab

7000 Stellen sollen wegfallen: RWE steckt in einer tiefen Krise und muss nun sogar in dem Bereich sparen, in dem eigentlich die Zukunft des Konzerns liegt. So steht RWE sinnbildlich für eine Branche, die heute unter den Fehlern von gestern leidet.

Ein Kommentar von Markus Balser

In Fernsehspots hat der Energiekonzern RWE längst seinen Frieden mit der Energiewende gemacht: "Unser Land geht voRWEg", verspricht das Unternehmen in seiner neuesten Kampagne und fordert von den Deutschen: "Gehen Sie mit!" Doch die Hochglanzwerbung täuscht. Denn hinter den Kulissen warnt RWE vor den drastischen Folgen des grünen Umbaus für die eigenen Geschäfte und fordert von der Politik Hilfen für die eigenen fossilen Kraftwerke. Von Aufbruch in die neue Energiewelt ist noch immer wenig zu spüren. "Die Lage ist ernst", warnte RWE-Chef Peter Terium am Donnerstag.

Sein Konzern mit 70.000 Mitarbeitern steckt tatsächlich in der Klemme. RWE soll grüner werden, doch für einen beherzten Umbau fehlt das Geld. Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern gerät damit immer stärker in Bedrängnis. Der Gewinn bricht in diesem Jahr ein. Im kommenden Jahr wird die Bilanz kaum besser ausfallen. Der riesige, mehr als 30 Milliarden Euro große Schuldenberg lässt sich kaum verkleinern. Die Folge: Konzernweit fallen nach den jüngsten Plänen bis 2016 weitere fast 7000 Stellen weg - beinahe 5000 davon allein in Deutschland.

Die langjährige Machtposition der Energiekonzerne gerät inzwischen endgültig in Gefahr. Am Beispiel der RWE-Bilanz wird außerdem klar: Es ist nicht zuallerest die Energiewende, die RWE und seine Konkurrenten aus der Stromindustrie in ihre bisher größte Branchenkrise stürzt. Es sind die Fehler und Versäumnisse der Vergangenheit, die sie nun einholen.

Die gesamte Branche hat die Dynamik der Wende unterschätzt und zu lange in einen fossilen Kraftwerkspark investiert, der in seiner Dimension heute nicht mehr gebraucht wird. Zudem rächen sich viel zu teure Lieferverträge für Gas, etwa mit Russlands Monopolisten Gazprom, und eine noch aus Monopolzeiten aufgeblähte Verwaltung.

Die Folge: RWE muss nun sogar dort sparen, wo das Unternehmen eigentlich seine Zukunft sieht - im Geschäft mit erneuerbaren Energien. Die grüne RWE-Tochter Innogy muss ihre Stellenzahl halbieren, Investitionen in Windparks werden gedrosselt. "RWE wolle der glaubwürdige Partner der Energiewende werden", sagte RWE-Chef Terium am Donnerstag. Bis zu diesem Ziel ist es noch ein weiter Weg.

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