Jobabbau bei Deutscher Post:Überfällige Emanzipation

Klaus Zumwinkels Erbe wird abgeräumt: Post-Vorstand Appel beendet das verlustträchtige Abenteuer im amerikanischen Expressgeschäft - endlich.

Caspar Dohmen

Frank Appel, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, emanzipiert sich von seinem Vorgänger Klaus Zumwinkel und beendet das verlustträchtige Abenteuer im amerikanischen Expressgeschäft - endlich.

Jobabbau bei Deutscher Post: Deutsche-Post-Tower in Bonn: Endlich soll das verlustträchtige Abenteuer im amerikanischen Expressgeschäft beendet werden.

Deutsche-Post-Tower in Bonn: Endlich soll das verlustträchtige Abenteuer im amerikanischen Expressgeschäft beendet werden.

(Foto: Foto: AP)

Wenn die Post während des langjährigen Wirtschaftsbooms kein Geld im Expressversand verdiente, wie sollte sie es dann im Abschwung schaffen? Unter Zumwinkel klang dies noch ganz anders: Ein Logistikkonzern brauche starke Standbeine in Europa, Asien und den Vereinigten Staaten - dies war das Credo des langjährigen Postchefs Zumwinkel, der im Februar wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gehen musste.

Amerika wurde unter seiner Ägide zu einem Milliardenloch für die Deutsche Post. Irgendwann scheute Zumwinkel sogar Angaben über die genaue Verlusthöhe in den Vereinigten Staaten.

Das Problem wollte Nachfolger Appel zunächst dadurch lösen, dass er Teile des Expressgeschäfts an den Konkurrenten UPS auslagert, der den inneramerikanischen Transport mit seiner Flugzeugflotte erledigen sollte. Allerdings hatte Appel die Reaktionen der Kunden komplett falsch eingeschätzt, viele stornierten ihre Aufträge.

Hinzu kam der Einbruch der Konjunktur und die Schwierigkeiten wichtiger Kunden wie der Automobilindustrie in Amerika. Wenn weniger produziert wird, dann braucht man auch weniger Transporte von Autoteilen. Somit erwiesen sich die Planungen von Appel schnell als Makulatur.

Jetzt sollen radikale Maßnahmen die Wende bringen. Von dem Expressgeschäft in den Vereinigten Staaten dürfte deswegen kaum mehr übrigbleiben als der übliche Anschluss an das weltweite Netz der Posttochter DHL. Damit reiht sich die Post in die lange Reihe deutscher Unternehmen ein, die mit ehrgeizigen Plänen in den USA Schiffbruch erlitten haben, ob der Autohersteller Daimler mit dem Zukauf von Chrysler oder diverse Versicherer mit ihren fehlgeschlagenen Übernahmen.

Im Falle der Post liegt dies nicht nur an hausgemachten Problemen, sondern auch an Handelsbarrieren in den USA. So dürfen ausländische Unternehmen bis heute keine Fluggesellschaften in den Vereinigten Staaten kaufen - auch deswegen arbeitete die Post dort mit höheren Kosten als die beiden großen einheimischen Rivalen UPS und Fedex.

Verkalkuliert hatte sich das Postmanagement ebenfalls bei der Postbank. Hohe Verluste in den USA, eine Kapitalspritze für die Postbank - die Post könnte all das verschmerzen, wenn nur das Kerngeschäft rund liefe. Doch die Post hat es nach Einschätzung mancher Insider bei der Steigerung der Rentabilität im Briefgeschäft übertrieben. Schon häufen sich die Beschwerden über lange Briefzustellzeiten, gleichzeitig klagen Betriebsräte über drastische Personalengpässe: Das Personal müsse um mehr als zehn Prozent aufgestockt werden.

Stattdessen will Appel die Kostenschraube weiter anziehen. Zu hören ist von mehreren Tausend Stellen, die auch in Deutschland wegfallen sollen. Die Aufräumarbeiten von Appel gehen somit weiter. Doch eine Vision für den Konzern hat Appel noch nicht geäußert - dies wäre aber wichtig. Die Aktionäre und Beschäftigten wollen endlich wissen, wohin Appel das Unternehmen steuern will. Es reicht nicht, nur die Hinterlassenschaften des Vorgängers zu ordnen, so überfällig dies war. Vom Chef des sechstgrößten privaten Arbeitgebers werden auch neue Ideen erwartet.

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