Japans Wirtschaft nach der Katastrophe:Industrie wieder mit positiven Signalen

Die japanische Wirtschaft ist nach Erdbeben, Tsunami und Atomunglück dramatisch eingebrochen. Doch die Konjunktur kommt langsam wieder auf Trab: Die Industrieproduktion steigt leicht, in den kommenden Monaten soll sie wieder ordentlich zulegen. Die Ratingagenturen sind jedoch nicht zufrieden.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist Japans Wirtschaft dramatisch eingebrochen - doch die Industrieproduktion fängt sich wieder leicht: Sie ist im April im Vergleich zum Vormonat saisonbereinigt um ein Prozent gestiegen.

Japan Crisis Begins To Stabilise After Quake Disaster

März 2011: nach der Erdbebenkatastrophe.

(Foto: Getty Images)

Wie die Regierung in Tokio am Dienstag mitteilte, wird im Mai und Juni mit einem deutlicheren Zuwachs gerechnet, und zwar um 8,0 beziehungsweise 7,7 Prozent.

Nach dem Erdbeben und anschließendem Tsunami war die Industrieproduktion in Japan im März um 15,5 Prozent zurückgegangen. Es war der schlimmste Einbruch in der Geschichte des Landes. Viele Unternehmen hatten ihre Produktion infolge der Naturkatastrophe drosseln oder ganz einstellen müssen.

Besonders trifft das die Autobauer: Die Produktion ist im April im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 60 Prozent eingebrochen. Wie der japanische Verband der Automobilhersteller mitteilte, wurden im April 292.001 Fahrzeuge hergestellt. Im Vorjahreszeitraum waren es 731.829 gewesen.

Die Arbeitslosenquote stieg im April leicht auf 4,7 Prozent. Im Februar und März hatte sie bei 4,6 Prozent gelegen, dem niedrigsten Wert seit zwei Jahren. Bei der Berechnung der Arbeitslosenquote wurden die Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima seit März ausgenommen, da eine Datenerfassung in den von Beben und Tsunami verwüsteten Regionen noch immer nicht möglich ist.

Die Aussicht auf eine weitere Erholung der Industrieproduktion hat am Dienstag den Aktienmärkten in Japan Gewinne beschert. Eine untergeordnete Rolle spielte die Ankündigung der letzten der drei großen Ratingagentur Moody's, Japans Kreditwürdigkeit zu prüfen und vielleicht herabzustufen. Die Agentur bemängelt schwächelnde Wirtschaftsaussichten und eine fehlende Gegensteuerung der Politik. Zuvor hatte Ende April bereits S&P wegen der hohen Kosten für Beben, Tsunami und Atomkatastrophe den Ausblick für Japan auf negativ gesenkt. Fitch folgte und senkte seinen Ausblick für Japan erst am Freitag auf negativ.

Linktipp: Die New York Times hat aufgeschrieben, warum Japans Wirtschaft so abhängig von der Kernenergie ist.

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