Japan: Tepco zahlt Entschädigung:Dornige Wiedergutmachung

AKW-Betreiber Tepco gerät immer stärker unter Druck: Noch ist das ganze Ausmaß der Zerstörung im havarierten Atomkraftwerk Fukushima gar nicht bekannt, da sichert der Konzern notgedrungen erste Schadenersatzzahlungen zu. Die Tepco-Aktie fällt ins Bodenlose.

Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerkes in Japan, Tokyo Electric Power (Tepco), hat angekündigt, die örtlichen Behörden für die radioaktive Verstrahlung und Evakuierungen zu entschädigen.

An anti-nuclear protester holds a sign in front of TEPCO's headquarters in Tokyo

Atomkraftgegner protestieren vor der Hauptverwaltung von Tepco in Tokio. Der Betreiber des havarierten Atomkraftwerkes Fukushima-1 ist zu Entschädigungszahlungen bereit.

(Foto: REUTERS)

Der Konzern erklärte zwar, noch sei weder über die Höhe entschieden, noch darüber welche und wie viele Kommunen mit Geldern rechnen könnten. Doch in Tokio sorgten diese Nachricht und die anhaltenden Probleme im AKW Fukushima-Daiichi für ein Rekordtief der Tepco-Aktie, das auch die Börse ins Minus zog.

Die Tepco-Papiere stürzten zeitweise um 15 Prozent auf 376 Yen. Zuletzt hatte die Tepco-Aktie im Dezember 1951 mit 393 ihren niedrigsten Kurs erreicht.

Die Zeitung Yomiuri hatte zuvor berichtet, Tepco werde schon mit Entschädigungszahlungen beginnen, bevor die Schäden durch die Katastrophe überhaupt berechnet sind. Gelder sollten diejenigen erhalten, die wegen des AKW-Unfalls ihre Häuser verlassen mussten oder sonst Schaden erlitten haben. Tepco erklärte dagegen, über die Zahlungen an Privatpersonen sei noch nicht entschieden.

Zudem verschob der Konzern die ursprünglich für den 28. April geplante Bekanntgabe seiner Geschäftszahlen. Zunächst müsse der Schaden beziffert werden, der durch die Havarie infolge des Erdbebens und des Tsunamis am 11. März entstanden ist.

Radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifk abgelassen

"Wenn wir all die Menschen und Unternehmen bedenken, die durch den AKW-Unfall betroffen sind, und wenn wir die Entschädigungszahlungen, die geleistet werden müssten, berücksichtigen, dann gibt es keine Möglichkeit, die Anteilseigner völlig zu schützen", sagte ein Analyst von Mitsubishi UFJ Morgan Stanley Securities.

Kritik wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen kommt von der Internationalen Atomenergiebehörde: Tepco habe nicht genug Vorsorge betrieben, sagte der japanische IAEA-Chef Yukiya Amano. Damit änderte der Chef der UN-Behörde seine ursprüngliche Haltung. In seiner ersten Reaktion hatte Amano noch kaum kontrollierbare Naturkräfte für den Unfall in Fukushima-Daiichi verantwortlich gemacht.

In dem havarierten Atomkraftwerk wurde weiter radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer gepumpt. Die Maßnahme sei leider unvermeidlich, sagte Regierungssprecher Yukio Edano. Nur auf diese Weise könne verhindert werden, dass sich noch stärker kontaminiertes Wasser ausbreite. "Wir verklappen radioaktives Wasser, und das tut uns sehr leid", so Edano. Die japanische Regierung bat zudem Russland um die Bereitstellung eines Schiffes, das speziell für die Entsorgung atomarer Abfälle gerüstet ist.

Tepco hatte am Montag damit begonnen, mehr als 10.000 Tonnen radioaktiv verstrahltes Meerwasser in den Pazifik einzuleiten. Dadurch sollen Auffangbecken in dem Atomkraftwerk freigemacht werden für noch stärker kontaminiertes Wasser im Reaktor 2. Insgesamt ist es nach Angaben japanischer Behörden nötig, 11.500 Tonnen kontaminiertes Wasser abzulassen. Experten sagten, die Auswirkungen für die Umwelt seien gering, da das radioaktive Wasser im Ozean stark verdünnt werde.

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