Japan in der Krise:"Produktion ist im freien Fall"

Die Krise trifft den Exportstaat Japan hart: Die Industrieproduktion ist im November so stark gesunken wie noch nie in den vergangenen 55 Jahren - und den Autoriesen Toyota erreichen neue Hiobsbotschaften.

Die Industrieproduktion in Japan ist im November um 8,1 Prozent zum Vormonat gesunken und damit so stark wie noch nie seit dem Beginn der Statistik vor 55 Jahren. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt lediglich einen Rückgang von 6,8 Prozent erwartet.

Japan in der Krise: Japans Industrie am Abgrund: "Die Produktion rauscht abwärts wie die Niagara Fälle"

Japans Industrie am Abgrund: "Die Produktion rauscht abwärts wie die Niagara Fälle"

(Foto: Foto: Reuters)

Im Vergleich zum November vergangenen Jahres ergab sich sogar ein Minus von 16,2 Prozent, wie das Wirtschaftsministerium am Freitag in Tokio mitteilte. Für den Dezember sagte es einen weiteren Fall der Produktion um 8,0 Prozent voraus. Im Oktober hatte der Rückgang zum Vormonat noch 3,1 Prozent betragen.

Trotz der geringeren Produktion bauten sich die Lagerbestände sogar noch weiter auf. Sie stiegen um 0,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat, während die Auslieferungen um 8,4 Prozent zurückgingen.

Japanische Wirtschaftsexperten reagierten geschockt auf die Zahlen. "Die Produktion ist im freien Fall", sagte Naoki Iizuka vm Wertpapierhaus Mizuho Securities. Japans Wirtschaft werde frühestens im Oktober wieder festen Boden unter die Füße bekommen.

"Die Produktion rauscht abwärts wie die Niagarafälle", sagte der Chefvolkswirt von Tokai Tokyo Securities, Mitsuru Saito. "Was hier passiert, geht weit über alle Vorstellungen von Toyota und Sony hinaus. Beide können jetzt keine Pläne für die Zukunft in der Tasche haben."

Arbeitsplätze in Gefahr

Wegen des starken Exportrückgangs bauen viele japanische Unternehmen derzeit massiv Arbeitsplätze ab, was wiederum den privaten Konsum dämpft. Die Kern-Inflation halbierte sich im November auf 1,0 Prozent. Im Januar könnte es nach Einschätzung von Experten sogar einen Preisrückgang geben.

Auch die schlechten Nachrichten vom weltgrößten Autobauer reißen in dieser Woche nicht ab: Toyota muss mehr als 120.000 Fahrzeuge in China zurückrufen. Dabei gehe es um 54.657 Limousinen des Modells Reiz und 62.517 Limousinen der Crown-Serie, die zwischen Februar 2005 und Oktober 2006 in Zusammenarbeit mit der FAW-Gruppe gebaut worden seien, teilte der japanische Konzern am Freitag mit.

Betroffen seien zudem 4756 Luxusmodelle der Marke Lexus, die zwischen Februar 2004 und September 2006 in Japan produziert worden seien. Grund für den Rückruf sei ein Problem, dass einen Verlust der Kontrolle über die Lenkung nach sich ziehen könne. Nach Angaben eines Toyota-Sprechers gab es bislang keine Unfälle in Zusammenhang mit den Defekten. Schätzungen für die Kosten von Rückrufen gebe der Konzern nicht ab.

Erst am Montag hatte Toyota angekündigt, im Zuge des globalen Wirtschaftsabschwungs erstmals in seiner Firmengeschichte einen operativen Verlust für das Geschäftsjahr bis Ende März zu erwarten. Als Gründe nannte der Konzern einen deutlichen Absatz-Rückgang sowie den Anstieg der Landeswährung Yen. Im Vorjahr hatte der Autobauer noch einen Rekordgewinn eingefahren.

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