Japan:Dieselautos zum Klimaschutz

Alles schaut auf Mazda. Im Test wichen die Abgaswerte kaum von denen auf der Straße ab.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Vor 17 Jahren haben sie durchgegriffen: Der damalige rechtspopulistische Bürgermeister von Tokio, Shintaro Ishihara, sperrte die Hauptstadt für ältere Dieselmotoren; erst waren Laster dran, bald auch Autos. Damit war der Ruf des Diesels ruiniert. Ab dem Jahr 2012 begann die Regierung dann neben Hybrid-Autos auch den "sauberen Diesel" zu fördern - weil er dem Klima nicht so sehr schadet.

Als das Verkehrsministerium 2016 sechs der Wagen testete, war die Hälfte auffällig: Zwei Fahrzeuge von Toyota und einer von Nissan stießen auf der Straße deutlich mehr Stickoxide aus als auf dem Prüfstand. Allerdings sei keine Manipulations-Software gefunden worden, so das Ministerium. In Japan kennen sie Manipulationen bei Autos an anderer Stelle: Der Mitsubishi-Konzern, mittlerweile eng mit Renault-Nissan verbunden, hatte seit 1991 den Spritverbrauch diverser Modelle geschönt.

Nutznießer der zweiten Chance für den Diesel ist die Firma Mazda. Im Test wichen die Abgaswerte seines CX-5 auf der Straße kaum von jenen auf dem Prüfstand ab. Das Unternehmen aus Hiroshima verkauft die Hälfte aller Dieselneuwagen in Japan, aber will einen Benziner auf den Markt bringen, der technisch wie ein Diesel als Selbstzünder funktioniert - und genauso sparsam sein soll. Das sei dann wirklich das Ende des Diesels in Japan, orakeln manche Medien, die den Dieselskandal in Deutschland genau und zuweilen mit Zynismus verfolgen: Jetzt sind die oberlehrerhaften Deutschen selbst mal dran, ist herauszulesen.

In dem zweiten großen asiatischen Autoexportland Südkorea sind Dieselautos bisher beliebt. Seit die Regierung jedoch hart gegen VW durchgreift, schrumpft die Popularität. Der größte Autobauer Hyundai setzt auch deshalb nun auf Hybrid-, Elektro- und Brennstoffzellen-Antriebe.

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