IWF zur Konjunktur:Europa droht schwaches Wachstum

Der Weg aus der Krise dauert für Europa länger als gedacht, prognostiziert der IWF. Dass die Exporte nach Asien gestiegen sind, hilft nur wenig.

Europa lässt die schwere Rezession nur im Schneckentempo hinter sich und muss sich auch längerfristig auf gedämpftes Wachstum einstellen. Schon die Erholung von der Krise werde langsam und schwach ausfallen, heißt es in einem Konjunkturausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF) für Europa.

IWF zur Konjunktur: Die Zunahme der Exporte nach Asien können den Rückgang der amerikanischen Nachfrage nicht wettmachen.

Die Zunahme der Exporte nach Asien können den Rückgang der amerikanischen Nachfrage nicht wettmachen.

(Foto: Foto: AP)

Kredite blieben knapp, während zugleich die Arbeitslosigkeit steige. Nach einem Einbruch von minus vier Prozent in diesem Jahr in den europäischen Industriestaaten sei für 2010 lediglich mit einem Wachstum von 0,5 Prozent zu rechnen.

Auch jenseits des kurzfristigen Horizonts werde die Krise das Wirtschaftswachstum in Europa negativ beeinflussen, heißt es. Die Schwellenländer Europas könnten im kommenden Jahr mit einem Plus von 1,7 Prozent rechnen.

Als Grund für die nur schleppende Erholung sieht der IWF die deutlich gesunkene Nachfrage amerikanischer Verbraucher, die Asien trotz gestiegener Importe nicht wettmachen könne. "Europa kann sich nicht alleine auf Exporte verlassen, um die Gesundung der Wirtschaft voranzutreiben", heiß es in dem Bericht.

"Eine Fortsetzung der Erholung ruht vor allem auf den Schultern der europäischen Verbraucher sowie der Investitionen", sagte der Leiter der Europa-Abteilung des Weltwährungsfonds, Marek Belka.

Der IWF schätzt, dass die Arbeitslosigkeit in der Eurozone bis zum Jahr 2011 auf beinahe zwölf Prozent klettern wird. Für Deutschland erwartet der Fonds im kommenden Jahr knapp elf Prozent Arbeitslose.

Belka rief eindringlich zu Arbeits- und Produktmarktreformen in Europa auf. "Das klingt wie eine Plattitüde, aber der Nutzen und die Dringlichkeit waren nie größer", sagte er. Die schwere Krise habe auch das potentielle Wachstum in Europa erheblich in Mitleidenschaft gezogen - also die Wachstumsrate, die erreicht werden kann, ohne Inflation zu verursachen.

"Nur wenn das langfristige potentielle Wachstum wieder größer wird, ist die Krise endgültig hinter uns", sagte Belka. Dazu seien diese Reformen notwendig. Ebenso müssten die noch ungelösten Probleme des Finanzsektors ausgeräumt werden.

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