Benettons neuer Pulli ist genauso farbenfroh wie die alten Modelle aus den Anfangstagen des Maschen-Multis, der von den vier Halbwaisen-Geschwistern 1965 in Treviso gegründet wurde. TV31100 heißt das moderne Woll-Teil, das von 36 Hightech-Maschinen ohne Naht aus einem einzigen, fünf Kilometer langen Faden gestrickt wird. Der Name TV31100, es ist die Postleitzahl des Veneto-Städtchens Treviso, ist mit großem Bedacht gewählt: Mit dem feinen Pullover kehrte Benetton nämlich an seine Ursprünge zurück.
Erstmals holte der Konzern eine Produktion aus Niedriglohnländern an den Stammsitz in Italien zurück. "Das Reshoring-Projekt lässt mit der Fabrik 4.0 die außergewöhnliche Tradition der italienischen Fertigung wieder aufleben", sagte Benetton-Präsident Francesco Gori.
TV31100 ist nur das jüngste Beispiel eines Trends, der von Jahr zu Jahr anwächst. Der turbulente Wandel der globalen Wirtschaft macht einer mehr ausgeglichenen Arbeitsteilung Platz, in der hochwertige Modeproduktionen nach Italien zurückfinden. Als Calzedonia-Gründer Sandro Veronesi 2009 die Kaschmir-Marke Falconeri übernahm, investierte er in den Bau einer Fabrik in Avio bei Trient. Inzwischen hat der Unternehmer aus Verona die Produktion völlig aus Rumänien abgezogen. "Es ist für uns ungeheuer wichtig, uns mit dem Etikett Made in Italy zu schmücken, insbesondere für das Wachstum auf den Auslandsmärkten", sagt er.
Auch Marco Palmieri, Gründer des Taschenherstellers Piquadro, holt seit drei Jahren die Herstellung des Business-Gepäcks aus Asien in sein Dorf Gaggio Montano auf den Hügeln um Bologna heim. "Die neuen Kunden wollen in Italien gefertigte Produkte", sagt Palmieri.
Die technologische Innovation eröffnet auch der Modeindustrie neue Chancen. Die hohen Arbeitskosten fallen weniger ins Gewicht. Man experimentiert mit Kollektionen aus dem 3-D-Drucker. Und die Digitalisierung macht selbst Maßanfertigungen erschwinglich.