Italien:Dicker Klops

Italien: Monatelang stritt die Stadt über die Fast-Food-Filiale.

Monatelang stritt die Stadt über die Fast-Food-Filiale.

(Foto: mauritius images)

McDonald's fordert von der Stadtverwaltung Florenz 17,8 Millionen Euro Schadenersatz - weil sie eine Filiale am Domplatz nicht genehmigte.

Von Ulrike Sauer

Manche hatten sich vielleicht auf einen saftigen McBrunelleschi in Florenz gefreut, doch daraus wird vorerst nichts. Stattdessen hat die Stadt aber nun Ärger mit McDonald's. Die amerikanische Fast-Food-Kette hat die Stadtverwaltung auf Zahlung von 17,8 Millionen Euro Schadenersatz verklagt, weil Bürgermeister Dario Nardella die Eröffnung einer Imbiss-Filiale direkt am Domplatz von Florenz, im Schatten der weltberühmten Kuppel des Baumeisters Brunelleschi, nicht genehmigt hat. "Wir möchten unser künstlerisches Erbe schützen", begründete der Bürgermeister seine Entscheidung.

Es ist ein neuer Höhepunkt im italienischen Kulturkampf ums Essen. Vor fast 30 Jahren regte sich in Rom starker Widerstand, als McDonald's eine Filiale an der Spanischen Treppe eröffnete. Der Protest verfehlte sein Ziel. Doch die verlorene Schlacht wurde 1989 zur Geburtsstunde der Slow-Food-Bewegung. Gegen die Fast-Food-Kultur postulierte der Gründer Carlo Petrini zunächst das "Recht auf Genuss". Inzwischen setzt sie sich seine Bewegung weltweit für sauberes Essen und den bewussten Umgang mit Lebensmitteln ein.

Nun also Florenz. Über Monate tobte am Arno der Streit und spaltete die Stadt. Diesmal unterlag McDonald's, aber beugen wollen sich die Amerikaner der Entscheidung nicht. Man habe neun Restaurants in Florenz und Filialen in allen Altstädten Italiens. Sogar im Louvre verkaufe man Cheeseburger und Chicken Wings. "Was also soll diese Behandlung?", erzürnte sich Roberto Masi, Italien-Chef von McDonald's. In der Schadenersatzforderung wirft der Konzern der Stadtverwaltung vor, gegen EU-Wettbewerbsrichtlinien zu verstoßen. "Wir werden alles dafür tun, unser bestes Restaurant der Welt am Domplatz zu bekommen", kündigte Masi an. Der Bürgermeister stützt sich dagegen auf eine neue kommunale Vorschrift, nach der in der Altstadt, die als Weltkulturerbe der Unesco geschützt ist, 50 Prozent der angebotenen Speisen aus der Toskana stammen müssen. "Das ist kohärent mit unserem Kampf gegen Fast Food zum Schutz der Tradition und der Identität der Stadt", twitterte Nardella.

McDonald's weist die Begründung als "vorgeschoben" zurück. Die Burgerkette hatte sich mächtig angestrengt, um es den Florentinern recht zu machen. Sie rückte weit von ihrem üblichen Format ab. Die Bilder, die McDonald's zum Dom-Projekt veröffentlichte, zeigten keinen Schnellimbiss, sondern ein elegantes Restaurant mit Tischbedienung. Die halbrunden Sitzbänke und weißen Tische wirkten wie aus dem italienischem Designmöbel-Katalog. Die Kunden erwartete sogar eine Bibliothek. In die Brötchen sollte Fleisch der toskanischen Rinderrasse Chianina kommen. Genützt hat es nichts. Für Italien-Chef Masi hat der Streit schon ein bitteres Nachspiel. Er kostet ihn nun den Job.

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