IT-Spiele:Schau dir mal die Wanz' an

Das digitale Spielzeug macht es Hackern oft ziemlich leicht, an private Daten zu kommen.

Von Helmut Martin-Jung

Die Schnur führte in den Bauch der Puppe, und wenn man daran zog, wurde eine Feder aufgezogen, die eine Art Mini-Plattenspieler antrieb. Mit krächzender Stimme erklangen dann Sätze wie "Ich hab dich ja sooo lieb". Heute ist die Technik weiter, die immer kleineren, leistungsfähigeren und auch noch billigeren Chips machen es möglich, sogar Spielzeug wie etwa die Barbie-Puppe mit dem Internet zu verknüpfen. Mit dem Effekt, dass das Spielzeug nicht mehr ein paar wenige Sätze krächzen, sondern Tausende davon aus der Rechen-Cloud abrufen kann.

Und Barbie ist nicht allein, Vernetzung gehört zu den wichtigsten neuen Trends in der Spielzeug-Industrie. Doch das Problem dabei ist, dass viele der Hersteller ihre Wurzeln nicht in der Welt der Informationstechnologie haben. Die Produkte kommen dann zwar daher wie frisch aus der Zukunft, doch in puncto Sicherheit sind sie oft nicht auf der Höhe der Zeit, wie der US-Sicherheitsexperte Ed Skoudis dem Online-Fachportal Cnet sagte: "Sie enthalten meistens einen einfachen Computer und haben oft Standard-Passwörter, die Hacker mit ein bisschen Mühe im Internet finden können." Sogar für einen Hacking-Anfänger sei es dann kein Problem mehr, sich in solche Systeme einzuklinken.

So geschehen mit der Barbie, die Hacker zur Wanze im Kinderzimmer umfunktionieren können. Was noch schieflaufen kann, zeigt der Fall des Spielzeugherstellers Vtech aus Hongkong, der vor Kurzem bekannt wurde. Die Firma produziert Lernspielzeug und -computer und bietet auch eine Online-Plattform an, über die neue Inhalte heruntergeladen werden können. Doch die entsprechenden Datenbanken auf den Servern des Unternehmens waren völlig unzureichend gesichert, manche Informationen wie etwa die Sicherheitsabfrage zum Passwort nicht einmal verschlüsselt; die Passwörter selbst waren zwar verschlüsselt, aber mit einem Verfahren, das als unsicher, weil verhältnismäßig leicht knackbar, gilt. Millionen von Datensätzen wurden so gestohlen - ärgerlich für die Betroffenen und eine Katastrophe für die Firma gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit.

Zumal die Daten auch schon im Internet veröffentlicht wurden, darunter Namen und Adressen von Kindern.

Die Nutzer solcher Geräte haben zwar im Falle des Falles den Schaden, doch vorher kaum eine Chance, die Gefahr zu bannen, außer sie kennen sich mit IT-Sicherheit aus - oder sie verzichten auf solche Geräte. Der Spielzeugbranche geht es daher nicht anders als vielen anderen: Sie steht vor der Herausforderung, den Sprung ins Digitalzeitalter zu schaffen, ohne dabei das Wichtigste zu verlieren: Das Vertrauen der Kunden.

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