IT-Sicherheit:Ein sicheres Geschäft

Immer mehr Unternehmen suchen Rat, um ihre IT-Systeme und vernetzten Maschinen vor Cyberangriffen zu schützen. Messen reagieren auf diesen Trend und bieten neue Veranstaltungen und Konferenzen zu dem Thema an.

Von Christiane Kaiser-Neubauer

Neue Technologien und die zunehmende weltweite Vernetzung bringen viele Risiken hervor. Cyber-kriminelle haben etwa oftmals noch ein leichtes Spiel, eine Website zu hacken und geheime Firmendaten abzugreifen. Um die firmeneigene IT zu sichern und Daten zu schützen, suchen Unternehmen den Rat von Experten. Entstanden ist hieraus ein Markt mit großem Potenzial. Von dem Wachstum der IT-Sicherheitsindustrie wollen auch die Veranstalter von Messen profitieren, die dafür eigens spezielle Formate aufsetzen.

Die Zahlen sind alarmierend. Knapp 70 Prozent der Unternehmen waren 2016 und 2017 Opfer von Cyberangriffen. Dies ergab die jüngste Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik unter 900 Unternehmen und Institutionen. Der Technologieschutz rückt somit in den Fokus. "Die IT-Sicherheit ist die notwendige Kehrseite der Digitalisierung. Das Thema wird in Zukunft immer bedeutsamer, da es alle Bereiche durchdringt. Das zeigt sich auch in der Messebranche", sagt Holger Mühlbauer, Geschäftsführer des Bundesverbandes IT-Sicherheit Teletrust.

Kaum eine Industrie- oder Konsummesse kann ganz auf das Thema IT-Sicherheit verzichten, auch auf der Agrarmesse Grüne Woche suchen Besucher IT-Expertise. Doch es gibt auch international führende Branchenschauen und neue Formate zur Cybersicherheit. So ein Treffpunkt der Sicherheitsbranche ist die Veranstaltung Security in Essen. Die Messe für zivile Sicherheit wird im September neben Brand- und Einbruchschutz stark auf digitale Entwicklungen und Internetkriminalität setzen. "Aufgrund seiner Bedeutung und Aktualität haben wir Cyber Security und Wirtschaftsschutz nun in einer Halle gebündelt", sagt Julia Jacob, Projektleiterin Security. Mit der Neuausrichtung reagiert die Essener Messegesellschaft auf die steigende Ausstellerzahlen. "Es geht um die Kommunikation und Absicherung einzelner Sicherheitssysteme wie biometrische Zutrittskontrolleinrichtungen gegen Cyberkriminalität", erklärt Jacob. Wie sich Firmen vor Datendieben schützen können, erfahren Besucher in derselben Halle auf dem Fachkongress Cyber Security. Ausgerichtet wird der Kongress vom Bundesamt für Informationssicherheit und dem Bundesverband Sicherheitstechnik BHE.

IT-Sicherheit: In einer zunehmend vernetzten Welt wird der Schutz vor Cyber-Risiken wichtiger. Kaum eine Fachmesse kommt noch gänzlich ohne das Thema IT-Sicherheit aus.

In einer zunehmend vernetzten Welt wird der Schutz vor Cyber-Risiken wichtiger. Kaum eine Fachmesse kommt noch gänzlich ohne das Thema IT-Sicherheit aus.

(Foto: Katharina Wetzel)

Der Pflichttermin des Jahres für in- und ausländische IT-Sicherheitsverantwortliche, Kommunenvertreter und Infrastrukturplaner folgt im Herbst in Bayern. "Das Leitevent in Deutschland ist ganz klar die It-sa, dann kommt einmal lange nichts. Was die Messe Nürnberg da aufgebaut hat, sticht in Europa ganz klar heraus und kann sich durchaus mit der Londoner Infosecurity messen", sagt Holger Mühlbauer. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Veranstaltung 630 Aussteller und mehr als 12 000 Fachbesucher und zählt damit zu den wachstumsstärksten Messen in Nürnberg. "Als europaweit führende Cybersicherheitsplattform bietet die It-sa Entscheidern und Experten einen umfassenden Marktüberblick zu allen Aspekten sicherer IT-Infrastrukturen", sagt Frank Venjakob, Veranstaltungsleiter der It-sa.

Sicherheit von Cloud-Netzwerken gegen Datenklau, Verschlüsselung und IT-Compliance sind nur einige Themen in den Hallen. Letzteres, also die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen, beschäftigt aufgrund der neuen EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), die im Mai in Kraft tritt, die Wirtschaft derzeit stark. Artikel 5 der DSGVO verlangt künftig eine angemessene Sicherheit personenbezogener Daten. Was als angemessen gilt, richtet sich dabei nach dem Stand der Technik. Weitere EU-Maßnahmen gegen Cyberkriminalität sind in Planung. Infos sowie Beratung dazu sind auch für ausländische Firmen in Europa wichtig. Und diese sind auf den heimischen Schauen stark vertreten. Mehr als die Hälfte des Publikums reiste 2017 aus dem Ausland auf die It-sa an, zur Security 2016 kamen 40 000 Besucher aus 119 Staaten.

Wie verwundbar die digitale Wirtschaft ist, zeigte die Attacke Wannacry im Mai des vergangenen Jahres. Innerhalb weniger Tage legte die Schadsoftware in rund 150 Staaten mehr als 300 000 Computer lahm. Betroffen waren etwa das britische Gesundheitswesen mit mehreren Krankenhäusern und die Computersysteme der Deutschen Bahn. Der Hacker-Angriff führte zum Ausfall einer regionalen Leitstelle in Hannover, auch Anzeigetafeln, und die Videoüberwachung an Bahnhöfen war lahmgelegt.

Messetermine

Vom 11. bis 15. Juni steht die IT-Sicherheit auf der Fachmesse Cebit in Hannover ganz oben auf der Agenda. www.cebit.de.

Nach dem Vorbild der Münchner Sicherheitskonferenz hat die Messe München die Command Control für IT-Entscheider aufgesetzt. Die Veranstaltung von 20. bis 22. September im Kongresscenter will eine Plattform für Cyber-Sicherheit sein. www.cmdctrl.com.

Mit neuem Fokus auf Digitalisierung und IT-Schutz öffnet die zivile Sicherheitsmesse Security 18 vom 25. bis 28. September ihre Tore am modernisierten Essener Messegelände. Die Schau wird von einer Cyber-Security-Konferenz begleitet, die das Bundesamt für Informationssicherheit und der Bundesverband Sicherheitstechnik ausrichten. www.messe-essen.de.

Ebenfalls am Messeplatz Essen findet am 8. November der Digital Futurecongress statt. www.digital-futurecongress.de.

Die europäische Leitmesse für IT-Sicherheit it-sa läuft in Nürnberg vom 9. bis 11. Oktober. Beim Fachkongresses Congress@it-sa findet die Jahrestagung der IT-Sicherheitsbeauftragten der Länder und Kommunen sowie das internationale VIS!T Symposium für die DACH-Region statt. Die erste It-sa India gibt es ab 24. Mai 2018 in Mumbai. www.it-sa.de.

"Bei der kritischen Infrastruktur wie Energie- und Wasserversorgung oder Gesundheitswesen wird das Risiko von Cyber-Angriffen maximiert und schlägt direkt auf die ganze Bevölkerung durch", sagt Klaus Dittrich, Geschäftsführer der Messe München. Entsprechende Sicherheitslösungen sind ein Schwerpunkt der neuen Veranstaltung Command Control im September in München. Gerade im Infrastrukturschutz zieht die Nachfrage der Unternehmen besonders an. Das zeigt auch die Befragung der Aussteller der It-sa. "Das Gesundheitswesen hat sich dabei an die Spitze gesetzt. 59 Prozent der Aussteller erwarteten zuletzt eine höhere Nachfrage aus dieser Branche, gefolgt von der Kredit- und Finanzwirtschaft und dem Bereich Energieversorgung", sagt Venjakob.

Eine absolute Sicherheit vor IT-Angriffen kann es auch künftig nicht geben. Laut Forschungsinstitut Gartner soll die Zahl der vernetzten Geräte bis 2020 weltweit von 8,4 Milliarden auf 20 Milliarden steigen. Hacker entwickeln laufend neue Angriffsmethoden für Phishing, Schadsoftware und Datendiebstahl. Trotz alltäglicher Bedrohungslage investieren Betriebe tatsächlich mehrheitlich erst nach einem IT-Sicherheitsvorfall in entsprechende Lösungen. Virenscanner, Firewalls und Passwortschutz sind gerade einmal Basis einer Sicherheitsarchitektur.

Unternehmen müssen umfassende Sicherheitskonzepte erarbeiten und die Thematik strategisch angehen. "Nicht nur die IT-Abteilung, sondern das Top-Management muss sich mit dem Thema IT-Sicherheit auseinandersetzen. Nicht zuletzt, weil die Geschäftsführer persönlich verantwortlich sind, müssen sie die gesetzlichen und technologischen Rahmenbedingungen sowie alle Risiken kennen", sagt Dittrich.

Für diese Zielgruppe wurde die Münchner IT-Sicherheitskonferenz konzipiert. Information, Austausch und Erfolgsmodelle stehen im Fokus, als Redner reist unter anderen Eugene Kaspersky, Gründer der Security-Firma Kaspersky Lab, an. Gerade das Management ist ein besonders attraktives Ziel für Hacker, da diese Personen uneingeschränkten Zugriff auf vertrauliche Daten haben. Auch für IT-Sicherheitssysteme gilt: Sie sind immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und das ist nicht zwingend der Faktor Mensch. "Digitale Lösungen sind aufgrund ihrer Komplexität und der Vernetzung in größeren Systemen immer auch angreifbar. Ein zentrales Thema ist deshalb das Management dieser Schnittstellen zwischen den verschiedenen Sicherheitstechniken", sagt Julia Jacob.

Die Schnittstelle zwischen Maschine und Internet wird in der Industrie 4.0 zum größten IT-Sicherheitsrisiko und bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Den Takt in der Messebranche gibt die RSA in San Francisco, die weltweit führende IT-Sicherheitsmesse, vor. Vergangene Woche präsentierten dort 24 heimische Firmen IT-Schutz made in Germany. "Die deutsche IT-Sicherheitsindustrie ist mit ihrem Technologieangebot in Europa ein Leuchtturm. Unsere Unternehmen sind international führend und mit jenen in den USA, Israel und China auf Augenhöhe", sagt Mühlbauer. Die Chancen auf erfolgreiche Cyberabwehr stehen somit gut.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: