IT-Branche:Software AG schnappt sich IDS Scheer

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Es ist eine Übernahme, bei der alles zu passen scheint: Die Software AG erwirbt IDS Scheer mit einem kräftigen Aufschlag und wird dafür an der Börse beklatscht.

Die Software AG geht in die Vollen: Deutschlands zweitgrößter Software-Hersteller nach SAP will den Entwickler und Dienstleister IDS Scheer übernehmen und dafür 482 Millionen Euro auf den Tisch legen. Dies sind 15 Euro je Aktie und damit ein Aufschlag von fast 40 Prozent zu den am Montag gezahlten Preisen für ein IDS-Scheer-Papier.

Die Software AG plant die Übernahme von IDS Scheer - und will dafür 482 Millionen Euro auf den Tisch legen. (Foto: Foto: oh)

Die Software AG, die derzeit an der Börse mit 1,4 Milliarden Euro bewertet wird, hat sich bereits knapp 48 Prozent der Anteile und die Unterstützung der IDS-Gründer gesichert. Das Angebot an die übrigen Aktionäre soll noch in diesem Quartal vorgelegt werden.

Am Markt wurde die Übernahme gefeiert. Vorbörslich sprangen die im TecDax notierten Aktien von IDS Scheer um knapp 40 Prozent nach oben. Die Titel der Software AG gaben unterdessen leicht nach.

"Die Übernahme ist gut für beide Unternehmen", sagte ein Börsianer. Zudem dürfte sie sich positiv auf die Stimmung im gesamten Software-Sektor auswirken.

Ein anderer Marktteilnehmer sieht mit dem Kauf die Konsolidierung in der Branche abgeschlossen. "Damit ist ein weiteres größeres Unternehmen auf dem deutschen Markt verschwunden", sagte er.

Klare Wachstumsstrategie

Finanziert wird die Übernahme Angaben eines Sprechers zufolge mit etwa 100 Millionen Euro aus eigenen Barmitteln. Weitere 45 Millionen Euro stammen von der Stiftung des Software AG-Gründers Peter Schnell, der Rest werde mit Bankkrediten finanziert, sagte der Sprecher.

Die Software AG verspricht sich von der Übernahme bereits ab 2010 einen höheren operativen Gewinn je Aktie. "Die gemeinsame Strategie wird klar auf Wachstum ausgerichtet sein. Die Wachstumstreiber werden ein erhöhter Absatz des komplettierten Produktangebots sowie das spezialisierte Beratungsgeschäft von IDS Scheer sein."

Durch die Übernahme entstehe ein Hersteller für Infrastruktur-Software und Geschäftsprozess-Management mit mehr als 6000 Mitarbeitern und mehr als einer Milliarde Euro Umsatz.

Im zweiten Quartal profitierte die Software AG vom Geschäft mit Lizenzen und Wartung. Der Umsatz wuchs nach vorläufigen Zahlen um rund fünf Prozent auf etwa 175 bis 177 Millionen Euro.

Produkte ergänzen sich

Das Produktgeschäft habe damit die Erwartung bestätigt, geringere Serviceumsätze hätten das Wachstum aber abgeschwächt. Durch die geplante Übernahme werde das erwartete Umsatzwachstum von vier bis acht Prozent je nach Zeitpunkt der Konsolidierung deutlich überschritten. Eine konkrete Prognose lasse sich aber erst nach Abschluss der Übernahme geben - frühestens mit den Ergebnissen für das dritte Quartal.

Die Produkte der beiden Unternehmen ergänzten sich, hieß es. Dadurch könne sich das Unternehmen im sich konsolidierenden Softwaremarkt eine gestärkte Wettbewerbsposition sichern.

Die Darmstädter Software AG beschäftigte zuletzt etwa 3600 Mitarbeiter in 70 Ländern. Das 1969 gegründete Unternehmen kam im Jahr 2008 auf einen Umsatz von 721 Millionen Euro und will diesen im laufenden Jahr trotz der Wirtschaftskrise leicht steigern.

Zuletzt hatte der Konzern zudem angekündigt, den Umsatz bis 2011 einen Umsatz von mehr als eine Milliarde Euro anzupeilen. Dies hätte das Unternehmen mit der Übernahme auf einen Schlag erreicht.

IDS-Gründer stimmte Angebot zu

Das vom derzeitigen Bitkom-Präsidenten August-Wilhelm Scheer gegründete Unternehmen IDS Scheer hatte zuletzt mit sinkendem Umsatz und rückläufigen Margen zu kämpfen. Der seit vergangenem Herbst amtierende Chef Peter Gerard krempelt das Unternehmen, das rund 2800 Mitarbeiter hat, derzeit kräftig um. Die Aktionäre honorierten diesen Kurs zuletzt bereits. Das Papier stieg im Laufe des Jahres bereits um knapp 80 Prozent und damit deutlich stärker als der TecDax.

August-Wilhelm Scheer hält derzeit 41 Prozent der Aktien und leitet den Aufsichtsrat des Unternehmens. Er hat dem Gebot über 15 Euro ebenso zugestimmt wie der Mitgründer und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Posay, der auf sieben Prozent der Anteile kommt.

Sollten die übrigen Aktionäre der Offerte zustimmen, wird mit IDS Scheer rund zehn Jahre nach seinem dem Börsengang ein weiteres Unternehmen der Neue-Markt-Zeit wieder vom Kurszettel verschwinden.

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