Irreführende Lebensmittelpackungen:Erdbeeren, mit Datteln gestreckt

Wer dachte, das Kleingedruckte sei nur bei Verträgen wichtig, irrt. Ein Blick auf die Zutatenliste von Lebensmitteln zeigt: Oft ist nur sehr wenig von dem drin, was groß auf der Packung steht - die Hersteller übertreiben, was das Zeug hält. Von Hühnersuppe, die quasi ohne Huhn auskommt und Erdbeer-Rhabarber-Konfekt, das hauptsächlich aus Datteln besteht.

Jannis Brühl

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Quelle: Hersteller

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Wer dachte, das Kleingedruckte sei nur bei Verträgen wichtig, irrt. Ein Blick auf die Zutatenliste von Lebensmitteln zeigt: Oft ist nur sehr wenig von dem drin, was groß auf der Packung steht - die Hersteller übertreiben, was das Zeug hält. Hühnersuppe, die quasi ohne Huhn auskommt und Erdbeer-Rhabarber-Konfekt, das hauptsächlich aus Datteln besteht - das haben Mitarbeiter der Verbraucherzentrale Hamburg herausgefunden. Viele der von ihnen untersuchten Produkte waren weit entfernt von einem verbraucherfreundlichen Ideal: "Wenn Inhaltsstoffe durch Wort oder Bild ausgelobt werden, dann muss der Verbraucher auch auf der Vorderseite in gleicher Größe erkennen können, wie viel tatsächlich davon enthalten ist."

Das wäre ja noch schöner, wenn in der Bananenmilch mehr als 0,1 Prozent Banane drin wäre! "Banana" steht groß auf diesem Milchgetränk der MMW Molkerei - hintendrauf steht in achtmal kleinerer Schrift, wie hoch der Fruchtanteil tatsächlich ist: 0,1 Prozent Bananensaftkonzentrat. Die Tester hatten trotzdem den passenden Geschmack auf der Zunge - nach ihrer Einschätzung kommt der aber nicht von den paar Tröpfchen Saft, sondern von Farbstoffen und Aromen.

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Manchmal möchte man gar nicht so genau wissen, wie unsere Nahrungsmittel hergestellt werden. Die Verbraucherschützer erinnern einen daran, dass das meiste, was es im Supermarkt gibt, aus industrieller Produktion kommt. Bei dieser Buttermilch von Milram klingt das dann ungefähr so: "Mit Apfelsaft gestreckt und mit Pflanzen und Fruchtkonzentraten gefärbt." Die Prüfer haben ganz genau hingeschaut: Die Schrift in der Zutatenliste ist 1,1 Millimeter groß - ab Herbst wäre sie nicht mehr zulässig. Bis dahin dürfte die EU ihre neuen Regeln zur Kennzeichnung von Lebensmitteln verabschiedet haben. Sie schreiben unter anderem eine Schriftgröße von mindestens 1,2 Millimetern vor.

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"Wir vermissen mehr Karamell", schreiben die Mitarbeiter der Verbraucherzentrale über das Müsli von Kölln. Darüber wird das Produkt nämlich verkauft - "Karamell" steht fast neunmal so groß vorne auf der Packung wie die genaue Angabe auf der anderen Seite: Dort kann man nämlich lesen, dass der Karamellanteil bei 0,5 Prozent liegt. Das reichte dem Hersteller wohl, um das Produkt danach dem süßen Sirup zu benennen.

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Wer sich auf saftige Fleischstückchen in der Hühnersuppe von Tip freut, wird enttäuscht. Um die zu finden, bräuchte er wohl ein Elektronenmikroskop: Mit 0,1 Prozent Hühnerfleisch macht die Suppe ihrem Namen keine Ehre. Um fair zu sein: Auch "Hühnerfett" ist als Zutat aufgeführt. Wieviel davon in der Suppe ist, verrät die Packung aber nicht.

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Magermilchjoghurtpulver ist kein Wort, dass sich für die erste Stunde "Deutsch als Fremdsprache" eignet. Magermilchjoghurtpulver ist aber ein ernstzunehmender Bestandteil von Milkas Schokolade der Geschmacksrichtung Erdbeer-Joghurt - das Pulver macht immerhin 2,8 Prozent aus. Weniger ernstzunehmend ist die zweite Zutat, die dem Produkt seinen Namen gibt: Der Erdbeeranteil liegt bei 0,18 Prozent. Mit dieser Menge Erdbeeren pro Tafel würde eine einzige Erdbeere für 100 Tafeln Schokolade reichen, schreiben die Verbraucherschützer. Das irritert umso mehr, als es ganze vier Erdbeeren auf das Packungsbild geschafft haben und dort zwei Schokoladenstücke eingekreist haben. Offenbar aber nur in Garnierungsabsicht. Auch das ist übrigens ein Wort für den Fortgeschrittenenkurs.

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Wenn es um Früchte geht, scheinen vor allem Schokoladenhersteller eine ganz eigene Mathematik entwickelt zu haben: Die Größe des Frucht-Fotos auf der Verpackung steht in umgekehrt proportionalem Verhältnis zum tatsächlichen Anteil am Produkt. Bei Ritter-Sport machen sich Maracuja und Pfirsichstücke in einem Viertel der Packungs-Vorderseite breit. Liest man die Zutatenliste, machen sich beide Früchte plötzlich ganz klein: 0,8 Prozent Pfirsich, 0,2 Prozent Maracujakonzentrat. Das macht auf eine Portion Schokolade von 25 Gramm nur 0,25 Gramm Frucht.

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Schoko-Reis auf Kokos - da sollte doch einiges an Schokolade drin sein, könnte man meinen. Die Zutatenliste verrät. Es sind 1,1 Prozent! Das Urteil der Verbraucherschützer: "Aufmachung und Aromazusatz lassen höheren Schokoladenanteil vermuten."

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Man könnte fast glauben, man kauft eine Packung Früchte: "Erdbeere" steht dick auf der Box, dicker noch als "Milchbrei", der eigentliche Inhalt. Tatsächlich sind dann ein Prozent Erdbeerflocken in diesem Babybrei von Hipp. Weil das für ein anständiges Erdbeerrot offenbar nicht ausreicht, hat der Hersteller bei der Farbe nachgeholfen - mit Rote-Beete-Pulver.

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Ein Wort zuviel: Das "Fruchtkonfekt Erdbeer-Rhabarber" enthält zwar ordentlich Erdbeeren, aber kaum Rhabarber. Die Prüfer waren enttäuscht. und dann auch noch das: "Mit Datteln gestreckt." Die sind bei den Zutaten immerhin mit 41 Prozent angegeben - mehr als Erdbeeren und Rhabarber zusammen. "Fruchtkonfekt Dattel" wäre der passendere Name gewesen.

© sueddeutsche.de/jab
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