Umstrittener AWD-Gründer investiert:Maschmeyer steigt aufs Fahrrad

Manche nennen ihn eine Heuschrecke, er selbst spricht von langfristigen Engagements: AWD-Gründer Carsten Maschmeyer gilt als Profiteur der jüngsten Börsenturbulenzen. Jetzt investiert er auch in die Mitteldeutschen Fahrradwerke - doch seine Vergangenheit holt ihn immer wieder ein.

Markus Zydra

Bei vielen Privatanlegern hat Carsten Maschmeyer, 52, keinen guten Ruf. Sparer fühlen sich von dem Gründer des Finanzvertriebs AWD über den Tisch gezogen. Viele dieser Fälle liegen zehn Jahre zurück, doch der Zorn bleibt riesig. Es gibt aber auch einige Menschen - meist mit einem dicken Vermögenspolster ausgestattet -, die attestieren Maschmeyer ein brillantes Näschen für Investitionen.

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Ferres-Freund und Unternehmer Carsten Maschmeyer investiert nun auch in die Fahrradbranche.

(Foto: Getty Images)

Der Multimillionär, seit seiner Liaison mit der Schauspielerin Veronica Ferres auch auf dem Boulevard zu Hause, soll sogar von den jüngsten Börsenturbulenzen profitiert haben. Wie das geht? Ganz einfach, der ehemalige Medizinstudent habe rechtzeitig auf fallende Kurse gewettet. Niemand weiß natürlich, ob es sich genau so zugetragen hat, auf alle Fälle schmeicheln diese Geschichten Maschmeyer sehr. Nun macht Maschmeyer auch in Fahrräder.

Neue Strategie

Der Finanzunternehmer hat knapp 29 Prozent der Anteile der Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) erworben, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Beim derzeitigen Börsenkurs von 5,20 Euro ist das Aktienpaket etwa zwölf Millionen Euro wert. Verkäufer soll der Unternehmer Michael Lehmann sein, der 1996 den seinerzeit angeschlagenen Fahrradhersteller zusammen mit dem derzeitigen Mifa-Vorstandschef Peter Wicht übernahm.

Das Investment spiegelt Maschmeyers neue Strategie wider. Früher verkaufte er Fonds, heute sucht er aussichtsreiche Firmen und holt finanzstarke Privatinvestoren ins Boot; dabei soll er eine Mindestbeteiligungssumme von fünf Millionen Euro einfordern. Maschmeyer ist damit im Private Equity-Geschäft unterwegs, mancher Politiker spricht von Heuschrecken.

Doch Maschmeyer, der den AWD 2008 an die Swiss Life verkaufte, verspricht langfristige Engagements. Im Juni hat Maschmeyer die Beteiligungsfirma Alternative Investments gegründet, eine Tochter von MM-Vermögensverwaltung. Sie investiert in europäische Firmen verschiedenster Branchen: Internet, Erneuerbare Energien, Medizin - und Fahrräder. Maschmeyer hat sich im August den promovierten Wirtschaftsingenieur Jörg Goschin, 46, mit ins Boot geholt.

Der Finanzspezialist war bei Banken, der Beratungsfirma Boston Consulting Group und zuletzt bei der Private-Equity-Firma Blackstone aktiv. Maschmeyer, der mit Bundespräsident Wulff und Altkanzler Gerhard Schröder gut vertraut ist, will sich auf aussichtsreiche Firmenbeteiligungen fokussieren.

Gleichzeitig möchte er sein Image verbessern und stellt weitere karitative Spenden in Aussicht. Die Vergangenheit holt ihn jedoch immer wieder ein. Enttäuschte Sparer geben keine Ruhe, immer wieder werden Maschmeyer Klagen angedroht. Doch mit einer Rückschau will sich der Unternehmer nicht länger beschäftigen.

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