Interview:VW-Markenchef Diess: "Überzeugt, dass ich mich zu jeder Zeit richtig verhalten habe"

Herbert Diess

VW-Markenchef Herbert Diess im Interview

(Foto: Peter Steffen/dpa)

VW-Markenchef Herbert Diess über seinen Status als "Verdächtiger" in der Dieselaffäre, sein Verhältnis zum mächtigen Betriebsratschef Bernd Osterloh, die Zukunft von VW in der Elektromobilität und die Frage, ob er manchmal Sehnsucht nach seinem alten Arbeitgeber BMW hat.

Von Thomas Fromm und Angelika Slavik, Wolfsburg

Wenn Herbert Diess, 57, ein Interview gibt, setzt er sich nicht einfach in irgendein schnödes Konferenzzimmer und fängt an zu reden. Bei Diess, Markenchef von Volkswagen, läuft das anders. Er lädt die Journalisten erst in die "Walhalla", eine Halle am Werksgelände in Wolfsburg.

Dort bekommt man Modelle für die Autos der Zukunft zu sehen, Präsentationen, Statistiken. Diess will demonstrieren, dass VW mehr ist als nur die Dieselaffäre, er will deutlich machen, dass der vielgescholtene Autohersteller in diesen Tagen nicht mehr nur mit der Vergangenheitsbewältigung beschäftigt ist, sondern auch an modernen Konzepten bastelt.

Dennoch ist die Affäre um die Manipulationen am Dieselmotor längst nicht ausgestanden. "Etwa die Hälfte" seiner Arbeitszeit widme er dem Dieselthema, sagt Diess. Als der einstige BMW-Manager sich zu einem Wechsel nach Wolfsburg entschloss, verhandelte er noch mit dem damaligen Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch - bei seinem Amtsantritt wenige Monate später im Juli 2015 war Piëch weg, kurz danach wurden die Dieselmanipulationen öffentlich, Volkswagen stürzte in die schlimmste Krise seiner Geschichte.

Die Marke VW habe aber viel Substanz

Seinen Wechsel habe er dennoch nicht bereut, versichert Diess - auch nicht, als er vor kurzem erfahren hat, dass er von der Staatsanwaltschaft Braunschweig offiziell als "Verdächtiger" angesehen wird. Das habe ihn "völlig überrascht", er sei aber "davon überzeugt, dass ich mich zu jeder Zeit richtig verhalten habe". Ob er an Rücktritt gedacht hat? "Das steht für mich nicht zur Debatte."

Diess räumt ein, dass sein Unternehmen wegen der Dieselaffäre einen schweren Imageschaden erlitten hat. "Nicht zuletzt, weil diese schwierige Situation schon so lange andauert." Er versteht "die Enttäuschung vieler Kunden". Die Marke VW hat seiner Ansicht nach aber viel Substanz, deshalb gibt er sich zuversichtlich, dass das Unternehmen den Reputationsverlust überwinden wird.

Das Verhältnis zwischen Diess und Osterloh wird kritisch beobachtet

Die Milliardenbelastungen, die wegen der Dieselaffäre auf den Konzern zukommen, blieben nicht ohne Folgen. "Wir müssen sehr hart arbeiten, um die hohen Kosten zu tragen." Es gehe nun nicht darum, Stellen zu streichen, sondern neue Schwerpunkte im Unternehmen zu setzen. "Wir müssen effizienter werden, sonst können wir uns den Wandel gar nicht leisten." Nun müsse man festlegen, "wo man in Zukunft investiert und wo nicht, wo bauen wir ab, wo bauen wir im Gegenzug auf."

Diess arbeitet derzeit an einem sogenannten "Zukunftsplan" für die Marke VW - gemeinsam mit dem machtbewussten VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Das Verhältnis der beiden wird kritisch beobachtet, schließlich gerieten sie schon kurz nach Diess' Amtsantritt heftig und öffentlich aneinander.

Ob Diess und Osterloh mittlerweile zusammen ein Bier trinken können, warum ein VW-Mitarbeiter weniger produktiv ist als einer von Toyota und wie Elektro-Autos Volkswagen wieder noch vorne bringen sollen, lesen Sie im Interview mit SZ Plus:

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