Interview mit Blackrock-Vize Hildebrand:"Der Steuerzahler muss wieder eintreten"

Hildebrand President of the SNB answers questions during a news conference in Geneva

Eine zweite Krisenwelle ist im Anmarsch, fürchtet Blackrock-Vize Philipp Hildebrand.

(Foto: REUTERS)

Nur die eigenen Bürger können den italienischen Bankensektor retten, glaubt Philipp Hildebrand, Vizechef der größten Finanzfirma der Welt. Falls nicht, sei die ganze Euro-Zone gefährdet.

Von Meike Schreiber und Markus Zydra

Im 41. Stock des Frankfurter Opernturms herrscht gute Stimmung. Die größte Finanzfirma der Welt hat hier ihre Deutschland-Zentrale: Blackrock. Für seine Kunden verwaltet das Unternehmen 4500 Milliarden Dollar in Tausenden Fonds, in Aktien, Renten, Anleihen, Rohstoffen. Durch die bodentiefen Fenster fällt die Sommersonne herein, Arbeiter tragen Bierbänke in einen Nachbarraum. Am Abend wird hier gefeiert, am Morgen danach startet eine Radtour.

Auch Philipp Hildebrand wird die kommenden vier Tage auf dem Fahrrad verbringen. Der 52-Jährige ist Vizechef von Blackrock, von 2008 an hatte er als Zentralbankchef den Schweizer Bankensektor saniert. 400 Kilometer von Frankfurt nach München liegen nun vor ihm und seinen Kollegen - das stärkt den Teamspirit.

Zuvor aber will Hildebrand noch über Europas Banken sprechen, und über den Brexit. Ganz ruhig und gelassen sitzt er da in seinem blauen Anzug, dem weißen Hemd und der blauen Krawatte - aber die Gelassenheit trügt. Denn Hildebrand macht sich große Sorgen, dass die Finanzkrise schon bald nach Europa zurückkehren könnte. Italiens Kreditinstitute stehen vor dem Kollaps, die Aktienkurse fallen und fallen, Investoren geben kein Kapital mehr, die faulen Kredite zerstören die Substanz der Banken. "Jetzt kommt so etwas wie die zweite Welle - neun Jahr nach der Finanzkrise", sagt Hildebrand.

Europa habe es versäumt, das Bankensystem zu sanieren, als der richtige Zeitpunkt dafür war. Ein "riesiger Fehler" sei das gewesen, denn Europas Wirtschaft brauche für starkes Wachstum gesunde Banken. Hildebrand fordert, dass Italiens Steuerzahler den heimischen Bankensektor retten sollen. Das ist nach den Regeln der Europäischen Bankenunion nur in Ausnahmefällen gestattet, aber nur so könne Schlimmeres verhindert werden, sagte er. Welche Kettenreaktion er befürchtet, wenn eine italienische Großbank wirklich pleiteginge, erzählt Philipp Hildebrand im SZ-Interview.

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