Interview:"Es gab große Unsicherheiten"

Andreas Müller vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima stellt fest, dass Kunden heute besser informiert sind. Nur bei den Fördermöglichkeiten herrscht oft Unklarheit.

Interview von Jochen Bettzieche

Umweltfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit spielen für Kunden bei der Entscheidung für oder gegen eine Solarthermieanlage eine wichtige Rolle. Andreas Müller, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima, im Gespräch mit der SZ über den Markt für Solarthermieanlagen und den Weg zum richtigen Installateur.

SZ: Herr Müller, warum raten manche Heizungsinstallateure von solarthermischen Anlagen ab, andere empfehlen sie?

Andreas Müller: Das kann man so pauschal nicht sagen, es hängt vom jeweiligen Geschäftsfeld des Fachbetriebs ab. Nicht jeder ist im Bereich Solarthermie unterwegs, auch andere regenerative beziehungsweise effiziente Technologien werden im Markt angeboten. Und der wirtschaftliche Nutzen für das jeweilige Gebäude spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Ist es eine Generationenfrage?

Nur zum Teil. Natürlich suchen motivierte Jungunternehmer nach neuen, interessanten Geschäftsfeldern. Aber die Skepsis ist auch bei den Alteingesessenen längst nicht mehr so groß wie noch vor 20 Jahren. Außerdem sind die Kunden heute durch das Internet besser vorinformiert und stellen gezielt Fragen. Wenn der Verbraucher auf jemanden trifft, der seine Wünsche nicht umsetzen kann oder möchte, sucht er sich einen anderen Auftragnehmer.

Andreas Müller

Andreas Müller, Vize-Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Sanitär Heizung Klima.

Der wirtschaftliche Nutzen von solarthermischen Anlagen wird von verschiedenen Betrieben zuweilen beim gleichen Objekt unterschiedlich bewertet.

Schlauer ist man erst nach einigen Jahren, ob die Kosten-Nutzen-Rechnung tatsächlich aufgeht. Derzeit ist Heizöl recht preiswert, da spart man im Einfamilienhaus beim Warmwasser vielleicht 100 Euro pro Jahr. Die Kunden haben auch unterschiedliche Beweggründe für die Investition.

Welche wären das?

Manche investieren bewusst aus ökologischen Gründen in eine Solaranlage, auch wenn sich das wirtschaftlich nicht direkt rentiert. Oft holen Kunden aber auch nur Angebote ein, unterschreiben dann aber doch nicht, wenn sie die Mehrkosten sehen. Es wäre ganz interessant, mal herauszufinden, wie viele Kunden die Wirtschaftlichkeit dann doch dem Klimaschutz vorziehen. Tatsächlich haben wir in den vergangenen Jahren einen spürbaren Rückgang bei den Solaranlagen gesehen.

Hintergrund

Dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima gehört etwa die Hälfte der 52000 Heizungsbauer in Deutschland an, er vertritt 25000 Innungsbetriebe mit 215000 Beschäftigten.

Nur wegen des niedrigen Ölpreises?

Nein, es gab auch große Unsicherheiten bezüglich der staatlichen Förderung, insbesondere der steuerlichen Förderung, die durch die Bundesländer letztendlich blockiert wurde. Verbraucher erwarten eine verlässliche und nachhaltige Förderung.

In den Anfangsjahren des Solarbooms hatten viele Handwerker Aufkleber auf ihren Autos, die sie als Solar-Experten auszeichneten. Darunter waren auch viele schwarze Schafe. Wie findet der Kunde einen kompetenten Betrieb?

In der Tat ist kein Begriff gesetzlich geschützt. Weder der Solateur noch der Fachbetrieb für Solarinstallationen noch eine andere Bezeichnung. Wir empfehlen, auf jeden Fall einen regional ansässigen Handwerksbetrieb zu beauftragen, der auch nach der Installation für Wartungsarbeiten schnell und verlässlich zur Hand ist.

Als Solaranlagen in Mode kamen, reklamierten Dachdecker das Geschäftsfeld für sich.

Die Situation zwischen den Gewerken hat sich beruhigt, heute sind Kooperationen zwischen dem Heizungsbauer- und Dachdeckerhandwerk in Sachen Solarthermie üblich. Der Dachdecker kann die Solaranlage nicht an das Heizungssystem anschließen, und viele Heizungsbauer wollen nicht aufs Dach.

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