Internetkonzern:Yahoo-Mitgründer Jerry Yang tritt zurück

Jerry Yang, Mitgründer des Internet-Riesen Yahoo, verlässt den angeschlagenen Konzern. In den neunziger Jahren war Yahoo eines der wichtigsten Internetunternehmen, doch dem Anbieter fiel es immer schwerer, sich gegen Konkurrenten wie Google oder Facebook zu verteidigen.

Der Mitbegründer und frühere Chef von Yahoo, Jerry Yang, zieht sich komplett aus dem angeschlagenen Internetkonzern zurück. Yang lege seinen Posten im Führungsgremium sowie alle anderen Ämter mit sofortiger Wirkung nieder, teilte Yahoo am Dienstag mit.

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Überraschend verabschiedet sich der mächtige Yahoo-Mitgründer Jerry Yang, hier ein Bild aus dem Jahr 2008, aus dem Internetkonzern.

(Foto: AFP)

Die überraschende Ankündigung kam etwa zwei Wochen nachdem der Konzern mitgeteilt hatte, dass es den Präsidenten des Ebay-Bezahldienstes Paypal, Scott Thompson, zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernennt. In seiner Rücktrittserklärung unterstrich Yang, dass er Thompson unterstütze. Yang tritt auch von seinen Ämtern beim chinesischen Internethandelsunternehmen Alibaba sowie bei Yahoo Japan zurück. Zudem gibt er seinen Titel "Yahoo-Chef" auf.

Über die Hintergründe seines Rücktritts wurde zunächst nichts bekannt. Nach außen hin hatten die Konzernspitzen nur freundliche Worte übrig. Verwaltungsratschef Roy Bostock lobte Yang als "Visionär und Pionier", der Yahoo entscheidend vorangebracht habe. Thompson sagte, die Werte Yangs lebten im Unternehmen weiter. Yang hatte Yahoo 1995 zusammen mit David Filo gegründet und war von 2007 bis 2009 auch Konzernchef, bevor er sich auf den Verwaltungsratsposten zurückzog. Er galt aber weiterhin als Strippenzieher im Hintergrund. Yang sagte, er habe die Jahre sehr genossen. "Dennoch ist die Zeit reif für mich, anderen Interessen außerhalb von Yahoo nachzugehen."

Spekulationen über die Gründe

Beobachter in den USA brachten Yangs Rücktritt mit den andauernden Spekulationen um die Zukunft von Yahoo in Verbindung. Der Konzern, der im wichtigen Online-Werbemarkt immer mehr Boden an Google verloren hatte, prüft einen Verkauf oder die Trennung von den wertvollen Tochtergesellschaften in Asien.

Die Börsianer gehen davon aus, dass sich nach Yangs Abgang etwas bewegt. Nachbörslich sprang die Aktie um drei Prozent nach oben. Zwischenzeitlich wurde etwa über den Einstieg von Finanzinvestoren oder gar des Software-Konzerns Microsoft spekuliert. Die bisher radikalste Lösung, die in US-Medien herumgeisterte, war die komplette Übernahme durch die beiden asiatischen Partner Alibaba und Softbank.

Der Verwaltungsrat von Yahoo hatte Anfang September die bisherige Konzernchefin Carol Bartz gefeuert. Dem obersten Gremium ging der Umbau des Unternehmens offenbar zu langsam voran. Bartz wollte den als Webverzeichnis gestarteten Konzern zum Anbieter von Medieninhalten umbauen. Doch durchschlagende Erfolge blieben aus.

Bei der Internetsuche hat sich Yahoo notgedrungen mit Microsoft verbündet, um Google Paroli bieten zu können, nachdem Yang selbst einen Verkauf des gesamten Unternehmens für mehr als 40 Milliarden Dollar an den Software-Primus verhindert hatte. Heute ist Yahoo nicht mal mehr die Hälfte wert. In den neunziger Jahren war Yahoo eines der wichtigsten Internetunternehmen.

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