Internetausbau:Und der Sieger ist: Kupfer

Der Beirat der Netzagentur stimmt dem Telekom-Plan zum Ausbau des schnellen Internets zu. Die Konkurrenz sieht sich benachteiligt.

Von Guido Bohsem, Berlin

Der Weg zum schnellen Internet wird aller Voraussicht nach mit Leitungen aus Kupfer gebahnt und nicht mit welchen aus Glasfasern. Der politische Beirat der Bundesnetzagentur stimmte am Montag dem von der Deutschen Telekom vorgeschlagenen Ausbau mit der sogenannten Vectoring-Technologie zu. Mit deren Hilfe werde es für 1,42 Millionen Haushalte vor allem in den ländlichen und halbstädtischen Gebieten erstmals ein schnelles Internet mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 50 Megabit (Mbit/s) möglich, sagte der Vorsitzende des Beirats, Klaus Barthel (SPD).

Damit dürfte dem Vorhaben der Telekom nur noch wenig im Weg stehen, die sogenannte letzte Meile zwischen dem Hauptverteiler und den Hausanschlüssen mit ihrer VDSL-2-Vectoring-Technologie zu erschließen. Geschieht dies, kann das Bonner Unternehmen seinen Konkurrenten den Zugang zu der Leitung verweigern.

Die Netzagentur hatte den Antrag des Unternehmens bereits im November in einem Entscheidungsentwurf grundsätzlich genehmigt und sammelt seitdem Stellungnahmen dazu. Der aus 16 Mitgliedern des Bundestages und Vertretern der Länderregierung bestehende Beirat hat zwar keine Entscheidungsbefugnis innerhalb der Netzagentur. Jedoch gilt sein Votum als gewichtig. Die Behörde wird ihre Entscheidung voraussichtlich im Februar fällen.

Die Grünen kritisieren, damit sei die Chance vertan, den Ausbau der Glasfaser voran zu bringen

"Wir wollen überall in Deutschland einen möglichst schnellen und hochwertigen Netzausbau", sagte Barthel weiter. Dazu sei ein funktionierender Wettbewerb der Netzbetreiber nötig und gegebenenfalls auch Fördermittel von Bund und Ländern. Der Beirat hält den Wettbewerb trotz der vorrangigen Stellung der Telekom für nicht gefährdet. Allerdings mahnt das Gremium an, dass Vectoring nur ein Beitrag in einer ganzen Reihe von notwendigen Schritten sei, um das Ziel der Bundesregierung zu erreichen, bis 2018 jeden Haushalt mit einer Download-Geschwindigkeit von 50 MBit/s zu versorgen. Derzeit sind es lediglich 68 Prozent, in denen diese Geschwindigkeit erreicht werden kann.

Der Verband der Anbieter von Telekommunikations und Mehrwertdiensten (VATM) begrüßte die Entscheidung des Beirates, weil er an einigen Stellen Änderungsbedarf beim Einsatz der Vectoring-Technologie sehe. Es bleibe jedoch unverständlich, warum der Plan der Telekom nicht grundlegend in Frage gestellt werde, sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Sein Verband repräsentiert die Konkurrenten der Telekom.

Auch aus der Opposition kam Kritik. Die Grünen-Sprecherin für digitale Infrastruktur, Tabea Rößner, sagte: "Der Beschluss des Beirats ist enttäuschend". Wieder einmal sei die Chance vertan worden, den Glasfaserausbau entschlossen voranzubringen. Es seien aber grundlegende Änderungen nötig.

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