Internet:Das schnellste Unterseekabel der Welt ist verlegt

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Internetkabel müssen immer mehr Daten übertragen. Das neue Kabel Marea soll die Zukunft sein. (Foto: Microsoft)

Unterbrechungen beim Datenverkehr kann sich keiner mehr leisten. Konzerne wie Microsoft und Facebook bauen das Internet unter dem Atlantik gleich selbst.

Von Helmut Martin-Jung, München

Irgendwo in den USA hält einer sein Smartphone hoch, filmt und überträgt es live über Facebook. Und die Familie daheim in Europa schaut begeistert zu. Damit das überhaupt funktioniert, sind leistungsfähige Übertragungswege nötig - Seekabel. Doch der Bedarf wächst und wächst, bis 2025 soll der transatlantische Datenverkehr Schätzungen zufolge um das Achtfache ansteigen. Firmen, deren Geschäft zu weiten Teilen auf Daten beruht, haben daher ein großes Interesse daran, dass es unterwegs nicht zum Datenstau kommt. Und manche werden sogar selbst aktiv: Die Softwarefirma Microsoft und das soziale Netzwerk Facebook haben in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem spanischen Netzwerkspezialisten Telxius das bisher leistungsfähigste Seekabel verlegt. Es führt von Bilbao im Norden Spaniens nach Virginia Beach im US-Bundesstaat Virginia.

Das Marea genannte Kabel, spanisch für Gezeiten, ist etwa 6600 Kilometer lang und wiegt knapp 4650 Tonnen. Der erstaunlichste Wert aber ist dieser: Das Kabel mit seinen acht von Kupfer ummantelten Faserpaaren kann die unglaubliche Menge von 160 Terabit pro Sekunde übertragen. Damit ließen sich 71 Millionen HD-Videos gleichzeitig senden.

Auslöser für das Projekt war zum einen die stetig wachsende Nachfrage nach Übertragungskapazitäten. Deren Ausbau sei entscheidend für die Weiterentwicklung von Internettechnologien und künftige Anwendungen, sagt Oliver Gürtler, der bei Microsoft Deutschland für das Thema zuständig ist. Zum anderen wollten die Unternehmen mit Marea auch mehr Sicherheit schaffen. Die Idee dafür entstand 2012, nachdem wegen des Hurrikans Sandy die Internetverbindungen nach Europa für einige Zeit unterbrochen waren. Zwar ist das Internet dafür entwickelt worden, solche Unterbrechungen durch Umleitungen zu umgehen. Doch beim heutigen Datenverkehr kommt es mehr und mehr auf Geschwindigkeit an, zu große Umwege im Netz würden zu unerwünschten Verzögerungen führen.

Das Kabel, etwa eineinhalb Mal so dick wie ein Gartenschlauch, liegt in einer durchschnittlichen Tiefe von 3300 Metern. Der Bau von Marea begann im August 2016 - das ist viel schneller als üblich. Die Inbetriebnahme ist für Anfang 2018 geplant.

© SZ vom 23.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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