Insovlente Drogeriekette:So funktionierte das Schlecker-Imperium

Welche Firmen gehörten wem? Die Beteiligungen des Schlecker-Clans lassen sind nur schwer nachvollziehen. Eine Übersicht.

Max Hägler, Ehingen

Es war zumindest materiell ein angenehmes Leben. In der Garage von Anton Schlecker standen in den vergangenen Jahren Mercedes, Porsche und Ferrari. In seiner Garderobe hingen so vogelwilde wie sündteure Versace-Hemden und immer noch wohnt er in einer Villa in Ehingen, deren Garten mehr einem Park gleicht.

Schlecker Grafik Eigentumsverhältnisse der Familie

Ein Überblick über das Schlecker-Imperium, Stand Juni 2012.

Anton Schlecker pflegte das Leben eines Milliardärs. Jetzt ist sein Konzern pleite - und damit auch der Gründer selbst. Er hat das Risiko nicht ausgelagert. Er hatte als eingetragener Kaufmann die volle Haftung für sein Tun - anders als die Vorstände einer GmbH oder AG - und ist mit seinem Lebenswerk gefallen: Offiziell bleiben ihm nun wohl 1029,99 Euro im Monat.

Dieser sogenannte Pfändungsfreibetrag ist in der Zivilprozessordnung festgelegt. Die Frage, die sich die vielen tausend Mitarbeiterinnen stellen und auch die Gläubiger: Wie viel Werte von Anton Schlecker kann man noch versilbern? Und was bedeutet die Aussage von Antons Tochter Meike genau: "Das Vermögen der Familie war die Firma. Es ist nichts mehr da."

Zuletzt wurde kolportiert, dass der Schlecker-Konzern mit Anton an der Spitze Immobilien in Österreich an seine Kinder verkauft hat. Waren es Verkäufe unter Wert, die etwas vor der Insolvenz retten sollten? Und was ist mit den Unternehmungen, die auf die Kinder Meike und Lars oder auf die Ehefrau Christa laufen? Ist dort womöglich Geld von Anton Schlecker geparkt? In den Handelsregistern finden sich insgesamt neun Kapitalgesellschaften, an denen mindestens ein Familienangehöriger beteiligt ist - nicht jedoch Anton Schlecker.

An der Auto-Salon-Singen Investoren KG ist Christa Schlecker mit 100.000 Euro beteiligt. Auch der Automanager Bernd Pischetsrieder war bei dieser Firma, die mit "exklusiven Automobilen" handelt, einmal Kommanditist. Andere Firmen der Familie sind an der Konzernzentrale in der Talstraße in Ehingen eingetragen, etwa die Sigamma Beteiliungs GmbH, deren Gesellschafterin ebenfalls Christa Schlecker ist und deren Geschäftszweck Vermögensverwaltung ist. Wie auch die Vermögensverwaltung Laspike GmbH wurde diese Firma erst 2010 in die Register eingetragen.

Für die Familie ist es kritisch, wenn zu der Zeit Werte von Anton Schlecker oder seinem Konzern dorthin verschoben wurden. Das deutsche Recht sei sehr streng bei Übertragungen vor Insolvenzen, so Christoph Niering, Vorsitzender des Verbandes Insolvenzverwalter Deutschlands (VID): "Die Familienmitglieder müssen im Zweifel nachweisen, dass sie nichts von einem drohenden Bankrott wussten."

Im Blick sind auch die beiden Unternehmungen BDG und LDG, die sich um die Instandhaltung, beziehungsweise die Logistik innerhalb des Schlecker-Konzerns kümmerten. Bei Dienstleistungen mit Firmen der Familie werde ebenso wie bei Übertragungen der Vergleich mit Konkurrenten angestellt, sagt Niering: "Sind die Preise marktüblich und angemessen?"

Diese Detektiv-Arbeit sei Kernaufgabe des Insolvenzverwalters in dieser Phase: E-Mails, Kaufverträge und Grundbuch-Auszüge sichten. Der für den Fall zuständige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz will das in zwei Monaten erledigt haben. Für das Ergebnis interessiert sich auch die Staatsanwaltschaft, die wie üblich bei Insolvenzen, eine Vorermittlung eingeleitet hat.

Bislang heißt es aus dem Büro des Insolvenzverwalters, dass Schlecker mitarbeite und alles offenlege. Auch sein Rechtsvertreter betont diese Haltung, will sich aber zu Einzelheiten derzeit nicht äußern. Womöglich werde es nach der Prüfung einige sogenannte Rückübertragungen geben, vielleicht in derGrößenordnung von einigen Millionen Euro, heißt es aus dem Umfeld von Schlecker. Viel Geld, einerseits. Aber wenig im Vergleich zur Forderungssumme von mehr als 500 Millionen und dem einstigen Milliardenvermögen.

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