Insolvente Drogeriemarktkette:Anton Schlecker will sich aus Geschäften zurückziehen

Schon im Sommer könnte an der Firmenspitze der insolventen Drogeriemarktkette Schlecker ein Personalwechsel anstehen. Lars Schlecker kündigte an, sein Vater - Firmengründer Anton Schlecker - wolle die Geschäfte an ihn und seine Schwester übergeben. Auch mit möglichen Investoren sei man bereits im Gespräch. Orientieren will sich das Unternehmen in Zukunft an einer lukrativen Auslandstochter.

Max Hägler

Erst Meike, jetzt Lars: Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Tagen ist die Drogisten-Familie Schlecker, die im Januar für ihre Ladenkette Insolvenz anmelden musste, in die Öffentlichkeit gegangen. Bei einem selbstbewussten Auftritt in Wien stellte Lars Schlecker am Mittwoch den Gang der österreichischen Geschäfte dar und skizzierte erstmals auch den geplanten Übergang des Unternehmens: Er nehme an, sagte der Sohn des Firmengründers, dass die im Januar beantragte Insolvenz gelöst werden könne und die Geschäfte im August oder September von seinem Vater Anton an ihn und seine Schwester Meike übergeben würden. Im Moment sei er für Vertrieb und Marketing beschäftigt, seine Schwester mit Finanzen und Verwaltung.

Schlecker Lars und Meike

Lars und Meike Schlecker vor der Unternehmenszentrale der Schlecker-Drogeriemärkte in Ehingen. Die Geschwister werden im Sommer voraussichtlich die Geschäfte der insolventen Drogeriekette übernehmen (Archivbild vom 11.05.2011).

(Foto: dpa)

Am Rande der Veranstaltung sagte der 40-jährige Schlecker der Süddeutschen Zeitung, man sei mit möglichen Investoren im Gespräch. Der Einstieg eines Investors sei "wohl notwendig" und "wahrscheinlich". Welche Rechtsform für die Zukunft gewählt werde, sei noch nicht klar, aber sicherlich nicht die jetzige Form des "e.K.", des eingetragenen Kaufmanns.

Seine Schwester Meike hatte in der vergangenen Woche in einer Pressekonferenz erklärt, die Familie habe kein Vermögen mehr: "Es ist nichts mehr da." Sein Vater habe alles investiert, bekräftigte nun auch Lars Schlecker. Er selbst und seine Schwester hätten "den Großteil" des Vermögens in die Drogerie-Kette gesteckt. Kein Familienmitglied könne dem insolventen Unternehmen eine finanzielle Einlage gewähren.

Dass sich Lars Schlecker von Ehingen an der Donau nach Wien begab, hatte seinen Grund. So wie hier in Österreich, so solle es auch in Deutschland laufen, dann werde die abgestürzte Drogeriekette wieder Erfolg haben, glauben Schlecker und der mitgereiste Geschäftsführer Thorben Rusch. In Österreich ist Schlecker mit 930 Filialen vertreten, dort beschäftigt das Unternehmen etwa 3000 Mitarbeiter und liegt im operativen Jahresergebnis im positiven Millionenbereich, wie Rusch erklärte.

Nicht mit dabei war diesmal Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz. Man habe die Aussagen abgestimmt, aber Österreich sei "nicht seine Baustelle", sagte Schlecker. Österreich und die anderen Auslandsgesellschaften seien von der Insolvenz nicht direkt betroffen.

Schlecker hält doch an österreichischer Tochtergesellschaft fest

Allerdings stellt die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG im neuesten Testat der österreichischen GmbH durchaus fest, was Insolvenzkenner wissen: Der Fortbestand der österreichischen Gesellschaft sei aufgrund der Forderungen und der Verflechtungen "vom Fortbestand" des Mutterunternehmens abhängig.

"Kein Kommentar", sagte dazu Thorben Rusch, gestand aber ein, dass die Muttergesellschaft in Deutschland dem Tochterunternehmen über 100 Millionen Euro schulde; das sei aber auch bei einer kompletten Abschreibung nicht existenzbedrohend. Ein Verkauf der österreichischen Gesellschaft stehe nicht an, anders als vor zehn Tagen von Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz in Erwägung gezogen. "Österreich ist unser stärkstes Land, das bleibt bei uns", sagte Lars Schlecker. Das gelte auch für das Spanien-Geschäft.

Auch in Österreich läuft nicht alles rund

An diesem Mittwoch erschien die österreichische Verbraucheranalyse, die Schlecker eine gute Verbreitung im ländlichen Raum und eine starke Akzeptanz bei Männern bescheinigt. Aber insgesamt habe Schlecker zwischen 2008 und 2011 in der Käufergunst 16 Prozent verloren. Das sind 300.000 Kunden. Bemerkenswert ist der Rückgang in Wien mit einem Minus von 59 Prozent.

Insgesamt liegt Schlecker auf Platz drei bei der Kundenzahl in Österreich. Man habe Marktanteile verloren, gestand Rusch ein. Der Grund sei, dass man unrentable Läden dichtgemacht habe. Das Prinzip "Wachsen und schneiden" gelte eben auch für das Filialnetz in Österreich, erklärte Lars Schlecker.

Ärger über den Vater empfindet Lars Schlecker angesichts der Pleite übrigens nicht. Seine Lehre sei im Moment: "Man sollte nicht auf ein Ding setzen, man ist nie fertig." Er sei jedenfalls hochmotiviert, und die Familie halte zusammen wie Pech und Schwefel.

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