Insolvente Drogeriekette:Schlecker-Betriebsrat verlangt Hilfe vom Staat

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Die Drogeriekette Schlecker ist pleite, nun soll neues Geld her. Aber nicht von Investoren, die unprofitable Läden schließen würden, sondern bitte vom Steuerzahler: Der Schlecker-Betriebsrat fordert Staatshilfen. Denn die Märkte gehören auf dem Land angeblich zur Grundversorgung. Schlecker - so wichtig wie Strom- und Wasserwerke?

Schlecker, das ist ein Synonym für eiskalte Profitgier und seit kurzem auch für Pleite. Das soll nicht so bleiben, es gibt Ideen für einen Sanierungsplan und eine neue Image-Kampagne des Konzerns. Unrentable Filialen sollen geschlossen werden und Schlecker dabei mehr und mehr das Image eines netten Tante-Emma-Ladens bekommen.

Der Schlecker-Gesamtbetriebsrat hat nun auch noch eine Idee: Der Steuerzahler soll den insolventen Konzern stützen - mit Staatshilfen. Als Begründung muss das herhalten, was Schlecker erst in die Misere gebracht hat: das unrentable Filialnetz. "Schlecker-Filialen sind für die Grundversorgung auf dem Land unverzichtbar", sagte die Rechtsanwältin Elke Lill, die den Gesamtbetriebsrat berät, dem Manager Magazin.

Schleckers Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz arbeitet zur Zeit am Sanierungsplan: Bis Ende März hat er noch Zeit, ein tragfähiges Konzept vorzustellen, das sowohl Gläubiger als auch potentielle Investoren überzeugt. Als sicher gilt, dass unrentable Filialen geschlossen werden. Das dürften oft die Läden sein, für die der Betriebsrat nun staatliche Hilfen fordert, da sie so wichtig für die Menschen seien - die da aber nicht einkaufen.

Der Betriebsrat erzählt eine andere Geschichte. Schon heute müssten Dorfbewohner oft mehr als 20 Kilometer bis zum nächsten Einzelhändler zurücklegen, argumentieren die Arbeitnehmervertreter. Weitere Schließungen könnten nach Ansicht des Betriebsrats diese Situation noch verschärfen. "Insbesondere ältere Menschen ohne Auto und Internetzugang würden erhebliche Probleme bekommen, überhaupt noch Waren einkaufen zu können", sagte Anwältin Lill.

Welche Fördertöpfe angezapft werden sollen, weiß der Betriebsrat auch schon: Er brachte den Europäischen Sozialfonds ins Spiel, der strukturschwache Regionen fördert. Der könne doch die Verluste der häufig defizitären Dorfläden ausgleichen. Auch eine direkte Unterstützung aus den Bundesländern wäre eine Option, sagt der Betriebsrat.

Ökonomen äußern sich bereits entrüstet. "Ich kann's nicht fassen", twitterte beispielsweise Justus Haucap. "Ist Schlecker Weltkulturerbe?"

Tatsache ist: Baden-Württemberg stellte potentiellen Schlecker-Investoren bereits staatliche Hilfe in Aussicht. "Sollte das Insolvenzverfahren auf eine Investorenlösung hinauslaufen und ein Investor ein tragfähiges Konzept vorlegen, ist eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg denkbar", hatte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) der Wirtschaftswoche gesagt. Direkte Hilfskredite hatte er aber explizit ausgeschlossen.

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