Innovationen in Deutschland:Ideen aus dem Süden

Die innovativsten Regionen Deutschlands liegen in Bayern und Baden-Württemberg, zeigt eine Studie. Doch insgesamt investiert Deutschland zu wenig in Forschung und Bildung.

Von K. Kutsche

Deutschlands Ideen und Innovationen kommen aus dem Süden der Republik. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Dienstag veröffentlicht hat. Demnach sind vor allem Wirtschaftsräume in Baden-Württemberg und Bayern so innovationskräftig, dass sie auf internationaler Ebene mithalten können. In diesen Bundesländern arbeiten die meisten Akademiker in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen; hier werden auch die meisten Patente in Deutschland angemeldet. Diese Dominanz geht jedoch zulasten anderer Regionen.

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In keiner deutschen Stadt werden pro Arbeitnehmer so viele Patente angemeldet wie in Stuttgart.

(Foto: Arnulf Hettrich/imago)

Die stärksten Wirtschaftsräume liegen laut der Studie in Stuttgart, Heidenheim und Ingolstadt; die schwächsten Regionen sind Friesland, Flensburg und Schwerin. Diese Ergebnisse machen die Forscher an fünf Punkten fest. Sie erhoben etwa, wie viel die Unternehmen in Forschung und Entwicklung investieren, gemessen an ihrer Wertschöpfung. Sie zählten, wie viele Beschäftigte in sogenannten Mint-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) tätig sind - und wo die meisten Patente angemeldet werden. Nach Bundesländern zusammengefasst, stehen in allen drei Bereichen Bayern und Baden-Württemberg an der Spitze, bei den Mint-Berufen nur übertroffen vom Stadtstaat Hamburg. Die Ökonomen sehen darin einen klaren Zusammenhang: Wer mehr in Innovation investiert, bringt auch mehr Erfindungen hervor.

In innovationsschwachen Regionen ist auch die Internet-Versorgung schlecht

Das könne die Politik steuern, sagt IW-Wissenschaftler Oliver Koppel. "Gute Innovationspolitik fängt in der Bildungspolitik an." Den Forschern zufolge sind vor allem Gebiete innovationsstark, in denen Universitäten ihren Sitz haben. Wenn sich also eine Region verbessern wolle, könne sie sich etwa um eine neue Hochschule vor Ort bemühen. Auch seien Unternehmen mit großem Know-how dort sesshaft, wo die Standortbedingungen gut sind: günstige Verkehrsanbindungen und eine funktionierende, digitale Infrastruktur. So berücksichtigten die Ökonomen auch, ob Gebiete mit Breitband-Internet versorgt sind. Dabei wird nicht nur ein Stadt-Land-Gefälle deutlich; sondern auch, dass in den innovationsschwachen Wirtschaftsräumen auch die Internet-Versorgung deutlich schlechter ist.

"Die Politik muss mehr dafür tun, dass bislang abgehängte Innovationsregionen wieder aufschließen, ohne die Top-Regionen zu schwächen", sagt Koppel. Das ist auch deswegen nötig, weil die EU-Staaten im Jahr 2000 vereinbarten, bis 2020 mindestens drei Prozent ihrer Wirtschaftsleistung in Forschung und Entwicklung zu investieren (Lissabon-Ziel). Zwei der drei Prozent sollen die Unternehmen beitragen. Die IW-Studie zeigt jedoch, dass nur vier Bundesländer dieses EU-Ziel erfüllen, fünf Länder liegen sogar unterhalb der Ein-Prozent-Grenze.

Die großen Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen Deutschlands werden auch durch einen innerdeutschen "Brain-Drain" verschärft: Länder wie Nordrhein-Westfalen oder Sachsen, die traditionell eine starke Ausbildung in den Mint-Berufen bieten, verlieren ihre Absolventen regelmäßig an die südlichen Bundesländer, weil dort die Beschäftigungsmöglichkeiten größer sind.

Das alles macht sich auch über die Grenzen hinaus bemerkbar, so Koppel: "Würde ganz Deutschland wie Baden-Württemberg und Bayern forschen, läge es im internationalen Vergleich auf Platz eins." So zögen jedoch die anderen Bundesländer den Schnitt nach unten. Passenderweise veröffentlichte der Bundesverband der Deutschen Industrie ebenfalls am Dienstag seinen Innovationsindikator für 35 Staaten. Dort liegt Deutschland zwar insgesamt auf Rang vier, bei der Digitalisierung allerdings steht das Land weniger gut da: Es reicht nur für Platz 17.

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