Inlandsgeschäft gestärkt:Deutsche Bank baut Konzernspitze um

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Nach gut zweitägigen Beratungen an der Cote d'Azur hat sich der Vorstand der Deutschen Bank dazu entschlossen, dem Heimatmarkt wieder größere Bedeutung zuzumessen. Geleitet wird das Deutschland-Geschäft ab sofort vom 56-jährigen Jürgen Fitschen.

Von Lothar Gries

Fitschen wird Vorsitzender des neu geschaffenen Management Committee Deutschland. Damit erhalten die heimischen Firmenkunden des Instituts erstmals seit langem einen klar verantwortlichen Ansprechpartner in der obersten Konzernspitze - ein Novum in der bisher ausschließlich nach Produktzuständigkeiten gegliederten operativen Führungsebene der Bank, dem so genannten Group Executive Committee.

Als Zugeständnis an die Investmentbanker hat Vorstandschef Josef Ackermann gleichzeitig die Führungsspitze der Corporate und Investment Bank (CIB) gestrafft. Sie wird jetzt nur noch von zwei statt wie bisher von vier Managern geleitet.

Führung der Wertpapierabwicklung wechselt

Erwartungsgemäß übernimmt der Amerikaner Michael Cohrs die bisher von Jürgen Fitschen verantwortete Wertpapierabwicklung zusätzlich zu der Abteilung Unternehmensfinanzierungen (Corporate Finance).

Anshu Jain bleibt Chef der Handelsabteilung und übernimmt gleichzeitig das von Kevin Parker geleitete Aktiengeschäft. Jain und Cohrs waren schon bisher die beiden einflussreichsten Mitglieder des erweiterten Vorstands, weil in ihren Abteilungen, allen voran beim Handel mit Anleihen, Derivaten und Devisen, das meiste Geld verdient wird.

Außerdem sei es sinnvoll, alle Handelsaktivitäten unter einen Hut zu bringen, weil in einigen Bereichen, etwa bei den Wandelanleihen, die Grenzen zwischen Aktien und Schuldverschreibungen fließend seien, verlautete aus Finanzkreisen.

Wie ebenfalls erwartet übernimmt Kevin Parker die Verantwortung für die Vermögensverwaltung. Dieser Bereich wurde bisher von Tom Hughes geführt, der laut Deutscher Bank aus persönlichen Gründen um eine Beurlaubung gebeten habe, um sich dringenden Familienangelegenheiten zu widmen.

Hughes bleibt aber vorerst Mitglied des Group Executive Committee. Parker soll nun die Pläne seines Vorgängers umsetzen, bis Ende 2005 die Deutsche Bank auf dem amerikanischen Markt für Investmentfonds unter die fünf größten Anbieter zu hieven. Derzeit liegt das Institut dort noch auf Platz 14.

Vom Umbau unberührt bleiben die Aufgaben von Rainer Neske (Privatkunden) und Pierre de Weck ( besonders vermögende Kunden).

Unveränderte Verantwortlichkeiten

Auch die Verantwortlichkeiten des vierköpfigen Vorstands bleiben unverändert. Bank-Chef Ackermann sagte, der Umbau solle dazu beitragen, die Leistungen für die Kunden zu verbessern und das Gewicht der Regionen zu stärken. Mit der Gründung eines Management Committee für Deutschland sei eine Struktur geschaffen worden, die einen verbesserten Auftritt auf dem Heimatmarkt garantieren werde.

Mit Hilfe der Neuordnung soll die Ertrags- und Kostensituation so weit verbessert werden, dass die Bank ihr Ziel erreicht, bis Ende des nächsten Jahres eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent zu erzielen.

© SZ vom 22.09.04 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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