ING-Diba-Chef Roland Boekhout:"Ich sehe keinen anderen Weg als Draghis Weg"

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Bezeichnet die EZB als "zweiköpfiges Monster": ING-Diba-Chef Roland Boekhout. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Deutschland-Chef der Bank ING-Diba macht dem EZB-Chef trotzdem einen Vorwurf - und lästert über die Konkurrenz.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Roland Boekhout erinnert sich gut an seine ersten Wochen in Frankfurt. Der neue Chef der ING-Diba - mit acht Millionen Privatkunden eine der größten Banken in Deutschland - wohnte anfangs in einer kleinen Wohnung in der Nähe des Hauptbahnhofs. Die Skyline vermittelte den Eindruck, in einer riesigen Stadt zu wohnen. "Ich bin dann abends mit dem Auto auf Entdeckungsreise gefahren", erzählt der Niederländer im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. "Jedes Mal habe ich gedacht, ich hätte mich verfahren, weil ich immer so schnell aus der Stadt draußen war", sagt Boekhout. "Frankfurt ist klein, aber dadurch spart man mehrere Stunden Fahrzeit in der Woche."

Für Effizienz hat Boekhout ganz klar ein Faible. Und tatsächlich ist kaum eine andere Bank in Deutschland so gnadenlos schlank getrimmt wie die ING-Diba. Seit der niederländische Finanzkonzern ING Groep die deutsche Diba 2003 übernahm, wächst sie enorm. Da kann man sich sogar ein wenig bescheiden geben: "Wir sind vielleicht nicht immer die besten, aber immer die freundlichsten", sagt Boekhout.

"Jetzt kommt Konkurrenzdruck auf"

Nicht ganz so freundlich ist das, was Boekhout über seine Branchenkollegen sagt: Viele deutsche Banken hätten immer noch zu hohe Kosten. "Das konnten sie bisher durch gute Zinseinnahmen vertuschen, doch jetzt kommt Konkurrenzdruck auf", sagt er. Man solle die Schwierigkeiten daher nicht über den Kunden lösen und die Gebühren erhöhen. Es gebe schon jetzt viel Kritik von Verbraucherschützern, die die Gebührenstrukturen der Banken teils für intransparent, teils für ungerechtfertigt hielten.

Auch die Politik der Europäischen Zentralbank hält er für gefährlich. Vor allem die Aufgabenteilung zwischen Geldpolitik und Bankenaufsicht hält er für unausgegoren. "Die EZB ist ein zweiköpfiges Monster", sagt Boekhout. Die Banken hätten keinen Anreiz, Kredite zu vergeben. Die Bankenaufsicht erließe immer neue Vorschriften und wüsste nicht, wie viel Kapital sie dafür zur Seite legen müsste. "Der eine Kopf spuckt Feuer in die Wirtschaft. Das ist die Geldpolitik. Der andere Kopf spuckt Wasser und löscht. Das ist die Bankenaufsicht", sagt Boekhout.

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