Indien:Nur noch wenige sind flüssig

Indians at protest rally in support of what they call 'Jan Aakros

Die Bargeldreform sorgt für Unruhe in Indien. Seitdem sind Geldscheine knapp, alte können oft nicht gegen neue eingetauscht werden.

(Foto: dpa)

Die Unzufriedenheit mit der Bargeldreform in Indien steigt. Jetzt gibt es auch erste Proteste - eigentlich soll es ein landesweiter "Volkstag der Wut" werden. Doch der Zuspruch ist gar nicht so groß.

Von Arne Perras, Colombo

Einen "Volkstag der Wut" hatten einige Führer der indischen Opposition versprochen, als sie am Montag zu Protesten gegen die Politik von Premierminister Narendra Modi aufriefen. Der Regierungschef testet gerade die Geduld der Massen, seitdem er vor drei Wochen in einer spektakulären Aktion alle großen Rupien-Scheine aus dem Verkehr zog, um die wuchernde Schattenwirtschaft zu bekämpfen. Seither haben ganz besonders die unteren Schichten im Land schwer zu kämpfen, auf dem Land fehlt es an Möglichkeiten, alte Scheine in neue umzutauschen, und die Bankautomaten kommen der Nachfrage nach neuem Geld nicht hinterher. Es herrscht akuter Mangel an Cash, sodass der Handel schwer eingebrochen ist.

Tagelöhner klagen, dass kaum noch einer Arbeit für sie habe. Doch so, wie der Tag des Protestes begann, sah es gar nicht nach einem großen Erfolg der Modi-Gegner aus. Die Online-Zeitung Firstpost sprach sogar von einem "Tag der Frustration" für die Opposition, weil das Volk dem Aufruf zu Demonstrationen doch nicht in dem Maß gefolgt war, wie es sich Modis Gegner erhofft hatten. Sie sind untereinander zerstritten, und nicht alle sind gegen die Bargeld-Reform. Am größten war die Menge bis zum Nachmittag in Kalkutta, auch in anderen Städten wurde marschiert, indische Medien sprachen von einigen Zehntausend Menschen. Die oppositionelle Kongress-Partei, die 2014 die nationalen Wahlen verlor, prangerte "den Finanznotstand" an und nannte das Vorgehen der Regierung "illegal". Arvind Kejriwal, Ministerpräsident der Region Delhi, und einer der profiliertesten Gegner Modis, schmähte die Reform als einen "Flop".

Dennoch: Für indische Verhältnisse, wo 1,3 Milliarden Menschen leben, waren diese Märsche alles andere als ein breiter Volksprotest. Es könnte also sein, dass viele Inder, trotz ihrer Nöte, die sie nun mit der Bargeldreform seit dem 9. November erleben, Modi noch Zeit geben wollen. Den eher mäßigen Zuspruch für die Demonstrationen werteten Beobachter als Indiz, dass die Masse noch hinter Modis brachialer Strategie gegen das Schwarzgeld steht. Mit seinem Kampf gegen die Korruption macht er Eindruck, doch irgendwann müssen alle auch spüren, dass sie davon etwas haben. Die Regierung weiß, dass die Geduld irgendwann erschöpft sein wird, wenn das Cash-Problem zum Dauerproblem wird.

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