Ihre Frage:Ist der Banken-Stresstest Humbug?

Lesezeit: 1 min

EZB-Neubau in Frankfurt am Main. Der Stresstest macht das Bankensystem sicherer. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Die EZB kommt zum Ergebnis, dass die Deutsche Bank krisenfest ist. Eine andere Studie scheint dem zu widersprechen. Wer hat Recht?

Von Bastian Brinkmann

Ihre Frage

SZ-Leser Peter Ortner fragte per E-Mail:

Laut einer Studie der Universität HEC Lausanne ist die Deutsche Bank das Kreditinstitut mit dem größten Systemrisiko. Aber den Stresstest der EZB hat die Bank ohne Probleme überstanden. Ist der Stresstest Humbug?

Unsere Antwort

Von Bastian Brinkmann, Redakteur im Wirtschaftsressort von SZ.de

Der Stresstest der Europäischen Zentralbank ist keine Farce. Ihm liegt ein Modell zugrunde, das eine gewisse Frage beantworten will. Er erklärt nicht die gesamte Welt in allen Facetten, das kann und will kein Modell leisten.

Die Lausanne-Studie, die Sie zitieren, nutzt ein anderes Modell - und beantwortet eine andere Frage. Es ist nicht so, dass eine Frage wichtiger oder unwichtiger ist. Sie sind nur unterschiedlich. Deswegen sind auch die Antworten unterschiedlich.

Die EZB wollte wissen: Hat die Bank genügend Kapital, um potenzielle Ausfälle in der Krise wegzustecken? Dafür hat die Zentralbank die tatsächlichen Kredite und Finanzgeschäfte der Banken tiefgehend analysiert und dann bewertet ( dazu hier mehr...). Wenn eine Bank genügend eigenes Kapital vorrätig hat, um platzende Geschäfte in Krisenszenarien zu überstehen, dann hat das Institut den Test bestanden.

Der Clou: Die durchgefallenen Banken sind jetzt verpflichtet, mehr Kapital einzusammeln. Der Stresstest macht deswegen das Bankensystem sicherer.

Beim Lausanne-Modell steht eine andere Frage im Fokus: Wie vernetzt sind eigentlich die Banken untereinander? Wer kann wen mit wem in den Abgrund reißen? Die Deutsche Bank ist das größte Geldhaus hierzulande und auch international sehr aktiv. Deswegen erreicht sie hier einen hohen Wert.

Aus diesem Grund schaut übrigens die Bankenaufsicht besonders intensiv auf die Deutsche Bank, wenn beispielsweise der Vorstand wechselt. Ob die staatliche Aufsicht immer streng genug ist, ist eine andere Frage.

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