IG Metall:Hohe Löhne für gute Laune

Wenn die Konjunktur nicht völlig ermatten soll, könnten höhere Lohnabschlüsse helfen. Die IG Metall geht mit ihrer acht Prozent-Forderung den richtigen Weg.

Thorsten Denkler, Berlin

Wirtschaft, das erkannte bereits Ludwig Erhard, ist zu 50 Prozent Psychologie. Laufen die Geschäfte schlecht, fühlt sich der Unternehmer schlecht. Fühlt sich der Unternehmer schlecht, laufen die Geschäfte schlecht.

Eine Art Seismograph für derartige Unternehmergefühle ist der Ifo-Geschäftsklimaindex. Und der ist mal wieder gesunken.

Die aktuellen Daten dürfen nicht überbewertet werden. Es kann auch bergauf gehen, wenn die Unternehmer das nicht erwarten. Aber sie kennen die Rahmendaten: Finanzkrise und der abflauende Aufschwung schlagen aufs Gemüt. Nicht nur bei den Bossen.

Metallverarbeitern geht es gut

Auch die Bürger haben eine Ahnung davon, dass der Aufschwung schon wieder vorbei sein könnte, bevor sie so richtig was davon hatten. Im aktuellen Geschäftsklimaindex sticht besonders die Gefühlslage der Einzelhändler ins Auge. Zum vierten Mal in Folge geht es hier bergab.

Die Menschen geben ihr Geld eben nicht mit vollen Händen aus, wenn sie schwere Zeiten auf sich zukommen sehen. Das spüren als erstes die Einzelhändler.

Genau an diese Stelle passt die Lohnforderung der IG Metall. Acht Prozent mehr wollen die Metaller. Am Ende dürften vielleicht 3,5 bis vier Prozent dabei herum kommen, kaum mehr als der Inflationsausgleich.

Nichtsdestotrotz sind hohe Lohnforderungen gerechtfertigt wenn nicht sogar geboten. Vor allem dort, wo es einer Branche noch gut geht und auf absehbare Zeit gut gehen wird. Die Metallverarbeiter gehören eindeutig dazu.

Wenn die mehr Lohn bekommen, dürften sie die neu gewonnene Kaufkraft umgehend in Konsum umsetzen. Das ist sogar ziemlich sicher. Einem Facharbeiter mit Familie, der auf 1800 Euro Netto im Monat kommt, bleibt schon heute nicht viel für die hohe Kante. Die hohen Energiepreise haben die Situation noch verschärft.

Hohe Lohnabschlüsse können also, wenn es gut läuft, die Konjunktur stützen. Das schafft bessere Laune bei Arbeitnehmern und Unternehmern. Und wo die Laune gut ist, laufen auch die Geschäfte besser.

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