IG-Metall-Forderung:Mehr als Prozente

Forderungen sind immer nur Forderungen. Große Aufregung über das, was die IG Metall zur Tarifrunde verkündet hat, wäre deshalb übertrieben. Dennoch werden die im Februar anstehenden Tarifverhandlungen kompliziert. Denn es geht es nicht nur um Prozente, sondern auch um Beschäftigungssicherung und Investitionen.

Jonas Viering

Entscheidend ist, ob beide Seiten in den im Februar beginnenden Verhandlungen übereinkommen, dass Lohnmäßigung sich grundsätzlich weiterhin lohnt. Dass also die Betriebe, wenn sie nicht zu sehr belastet werden, tatsächlich zu Investitionen und Beschäftigungssicherung bereit sind - und dass dies mehr wert ist als eine teure kurzfristige Steigerung der Kaufkraft.

IG-Metall-Forderung: Noch erhöht die IG Metall den Druck vor allem mit Forderungen.

Noch erhöht die IG Metall den Druck vor allem mit Forderungen.

(Foto: Foto: dpa)

Derzeit sieht es, mal wieder, eher nach einer harten Tarifrunde aus. Auf beiden Seiten sind Akteure beteiligt, die Interesse an Profilierung haben: Gesamtmetall hat eine neue Hauptgeschäftsführerin, die IG Metall im diesmal vielleicht entscheidenden Nordrhein-Westfalen einen neuen Bezirkschef.

Hardliner machen mobil

Zudem stehen Arbeitgeberverband wie Gewerkschaft unter Druck, intern machen die Hardliner mobil. Das ist übel. Denn der gern verachtete klassische Tarifkompromiss hat schon viel erreicht, vor zwei Jahren in Pforzheim etwa die Öffnung für betriebliche Abweichungen.

Nimmt man einen denkbaren Kompromiss zwischen den Prozentzahlen von Gewerkschaft und Arbeitgebern, so könnte der Abschluss bei zwei Prozent liegen. Dies wäre verkraftbar.

Auch Gesamtmetall räumt ein, dass sich die Branche erholt hat; und angesichts von zwei Prozent Inflation bliebe der Effektivlohn stabil. Ein viel wichtigeres Problem ist aber die unterschiedliche Entwicklung in unterschiedlichen Unternehmen.

Differenzierte Entgelte

Während es den einen gut geht, ganz wie die Gewerkschaft es sagt, stehen andere schlecht da, wie zu Recht die Arbeitgeber betonen. Die Antwort hierauf müssten im Tarifvertrag festgelegte differenzierte Entgelte je nach Ertragslage sein. Dagegen sperren sich derzeit aber die Arbeitgeber - die dergleichen einst selbst vorgeschlagen haben.

Diese Haltung lässt für die Tarifrunde wenig Gutes ahnen, zumal die Arbeitgeber auch die Vorstöße der IG Metall hin zu einer eher qualitativen Tarifpolitik nicht so honorieren, wie es angebracht wäre.

So seltsam auch ein Tarifvertrag über betriebliche Innovationsberichte sein mag, so richtig wäre es doch, alternden Belegschaften mehr Ansprüche auf Weiterbildung einzuräumen, wie die Gewerkschaft es will.

Vieles ist denkbar

Ein Geben und Nehmen könnte das sein, der Arbeitnehmer bringt die Zeit für die Qualifikationsmaßnahme ein, der Arbeitgeber finanziert sie. Da ist vieles denkbar. Man muss aber auch denken wollen - statt nur auf die Prozente zu starren.

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