Hypovereinsbank:Eine Bank, so schick wie Apple

Warnstreiks bei HypoVereinsbank

HypoVereinsbank-Filiale: Das Institut ersehnt sich einen frischen Anstrich.

(Foto: dpa)

Spartag bei der Hypovereinsbank: Mit Privatkunden, die nur Kleingeld bringen, will das Institut nicht viel zu tun haben. Es wirbt jetzt mit neuem Stil um Wohlhabende und experimentiert mit Beratung per Video.

Von Catherine Hoffmann

Immer mehr Menschen erledigen ihre Bankgeschäfte über das Internet, sie schließen Verträge online ab, kaufen Aktien, Fonds und sogar Kredite per Mausklick - ohne sich persönlich beraten zu lassen. Für die Banken ist das ein Problem. Denn Filialen mit ihren Mitarbeitern kosten extrem viel Geld. Wenn immer weniger Kunden vorbeikommen und die auch noch weniger Spar- und Kreditverträge abschließen, dann wird das Privatkundengeschäft für die Banken richtig teuer.

Die Folge: Institute sperren Filialen zu. Besonders entschlossen geht in Deutschland die Hypovereinsbank voran. Bankchef Theodor Weimer will in den kommenden Jahren rund 300 seiner knapp 600 Filialen dichtmachen. Dabei sollen 1500 Stellen von insgesamt gut 19.000 wegfallen. "Wir wollen mit dramatisch weniger Filialen operieren", sagte der Bankchef am Mittwoch bei der Vorstellung der Jahreszahlen und gab zu, dass das klassische Retail-Geschäft "ordentlich rot" sei.

Weimer ist davon überzeugt ist, dass die digitale Revolution die Wirtschaft ähnlich rasant verwandeln wird wie die Industrielle Revolution vor mehr als 100 Jahren. Erzeugte man damals Waren von Hand und lebte überwiegend von der Landwirtschaft, verlegten sich jetzt immer mehr Fabriken auf Massenproduktion mit Maschinen. Das kostete viele Arbeitsplätze.

"Wie lange wollen wir uns den Luxus noch leisten?"

Heute ist das nicht anders, nur dass der Wandel nicht durch die Erfindung von Eisenbahn und Automobil kommt, sondern durch Internet und Computer. Kaum eine Branche bleibt verschont von den Umwälzungen, Handel oder Tourismus ebenso wenig wie eben die Banken. Laptops, Tablets und Smartphones haben das Nutzungsverhalten der Kunden radikal geändert. Deutlich mehr als die Hälfte aller Bankgeschäfte werden heute digital erledigt, Tendenz: weiterhin stark steigend. Deshalb ist die Zahl der Zweigstellen in Deutschland branchenweit schon dramatisch geschrumpft - von 57.000 im Jahr 2000 auf zuletzt 36.000. Immer noch viel zu viel, befindet der HVB-Chef und fragt: "Wie lange wollen wir uns den Luxus noch leisten?"

In den Filialen des Instituts ist die Stimmung von Angst und Unsicherheit geprägt, zumal Weimer es nicht bei seinen markigen Worten belässt. Der Anfang ist längst gemacht. Im vergangenen Jahr wurden bereits 45 Filialen geschlossen. In zehn bis 15 Jahren werde man den Kopf schütteln, erwartet Weimer, warum die Banken heute nicht viel aggressiver Zweigstellen zugemacht haben. Glaubt man dem Bankchef wird in der gesamten Branche mit dem Filialgeschäft kaum - und oftmals überhaupt kein - Geld verdient. Und das, obwohl der durchschnittliche Ertrag je Bankkunde im deutschen Massengeschäft zwischen 400 und 450 Euro liege.

Vorbild Apple

Durchschnitt heißt aber: Es geht auch deutlich schlechter. "Wir haben einen hohen Anteil von Kunden, die unter 100 Euro liegen", bekennt der oberste Manager der Hypovereinsbank, dessen Karriere einst beim Beratungsunternehmen McKinsey startete. "Das ist für uns nicht rentabel." Solche Kundschaft wäre Weimer lieber heute als morgen los. Er darf darauf hoffen, dass einige Kontoinhaber abtrünnig werden, wenn ihre Filiale schließt und die nächste weit entfernt liegt.

Künftig will die Bank verstärkt um wohlhabende Kunden werben. Hier sieht Weimer gute Chancen, schließlich war die Hypovereinsbank nie eine Bank für die breite Masse, sie kommt vielmehr aus dem Firmenkundengeschäft. Und der deutsche Mittelständler, das weiß man ja, ist kein armer Mann. Ob die vermögende Klientel aber von einer "Multikanal-Strategie" angetan sein wird, ist eine andere Frage.

Beratung per Video

In einer Mischung aus Filial- und Direktbank seht die Hypovereinsbank jedenfalls ihre Zukunft. Die Geschäftsstellen sollen schicker und mit neuer Technik moderner werden - ganz nach dem Vorbild der Flagship-Stores von Apple. Zudem wird mit Videoberatung experimentiert. Kompetente Berater, die sich auf Fachgebiete wie Immobilienfinanzierung oder Altersvorsorge konzentrieren, können dann einfach zugeschaltet werden. Ob das Erfolg haben wird, lässt sich heute noch nicht sagen.

Sicher ist, dass der Umbau im Privatkundengeschäft kostet. Für Personalabbau, das Kündigen von Mietverträgen, aber auch für Marketing und Mitarbeiterschulungen werden knapp 400 Millionen Euro "Restrukturierungsaufwendungen" veranschlagt.

Das schwächelnde Privatkundengeschäft trübt die ansonsten glänzenden Zahlen - und drückt die Dividende. Der Vorsteuergewinn verringerte sich 2013 von rund 2,1 auf 1,5 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente die Bank rund 1,1 Milliarden Euro, nach 1,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Für das laufende Jahr erwartet Weimer ein "solides Ergebnis", das aber auch angesichts der historisch niedrigen Zinsen leicht unter dem Ergebnis des vergangenen Jahres liegen dürfte. Die italienische Konzernmutter Unicredit hatte mit Milliarden-Abschreibungen und einer hohen Risikovorsorge ihre Bilanz aufgeräumt und deshalb für 2013 rund 14 Milliarden Euro Verlust verbucht.

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