Hypo Real Estate:Weg mit dem Dreck

Die Hypo Real Estate heißt zwar nun Pfandbriefbank, doch so richtig geht es nicht voran. Bankchefin Better buhlt jetzt um das Geld der Kleinsparer.

Von Alexander Mühlauer

Wenn sie zurückdenkt, an jene Nacht im März, als sie gefragt wurde, ob sie sich den Job zutraue, diesen Job, den keiner wollte, werden ihre Gesichtszüge plötzlich weich, und sie kann nicht anders: Sie muss lächeln. Es ist ein verhaltenes Lächeln, eben das einer Frau, die lange Zeit unterschätzt wurde. Drei Jahre ist es nun her, als Manuela Better von einem Tag auf den anderen Chefin der Hypo Real Estate wurde. Sie, Manuela Better, die keiner kannte, war auf einmal an der Spitze einer Bank, die jeder kannte.

HRE - diese drei Buchstaben sind zum Inbegriff der Finanzkrise geworden. HRE, die Zombiebank, die an ihrem Größenwahn zugrunde ging. Und für die Deutschlands Steuerzahler bis heute mit Milliarden haften müssen. Der Name HRE ist verschwunden, sie heißt nun Deutsche Pfandbriefbank (PBB). Und die Chefin, Manuela Better, 52, ist noch da. Sie sitzt an diesem Donnerstagmorgen an jenen Platz, wo sie schon vor drei Jahren saß. Damals stellte sie der Aufsichtsratschef mit dem uncharmanten Satz vor: "Neue Besen kehren gut, alte Besen wissen, wo der Dreck liegt."

Better, die ihre gesamte Karriere bei der HRE und deren Vorgängerbanken verbracht hat, saß daneben und brachte kein Wort heraus. Heute sagt sie: "Ich bereue nicht, dass ich den Job übernommen habe." Auch wenn es nicht leicht gewesen sei, aufgeben stand nie zur Debatte. "Es ist kein Job, den man hinschmeißt, ich habe eine Verantwortung für die Mitarbeiter."

Und sie hat eine Verantwortung gegenüber den Bürgern. Bis 2015 muss das Geldhaus privatisiert werden. So will es die EU-Kommission. Die Pfandbriefbank muss Risiken abbauen, oder wie ihr Chefaufseher wohl sagen würde: Der Dreck muss weg. Also raus aus den südeuropäischen Schuldenstaaten wie Italien, Portugal und Spanien. Doch das dauert. Zurzeit macht die Pfandbriefbank nur einen mageren Gewinn: 2012 verdiente das Institut 124 Millionen Euro vor Steuern - im Vorjahr waren es noch 188 Millionen. Unterm Strich gab die Immobilienbank weniger Darlehen aus als im Jahr 2011. Das Neugeschäft sank von acht auf 5,6 Milliarden Euro.

Was der Bank fehlt, ist Liquidität. Und so liehen sich die Münchner insgesamt vier Milliarden Euro bei der Europäischen Zentralbank (EZB). Das Geld sei inzwischen vollständig zurückgezahlt, erklärt Better. Nun versucht die Bankchefin einen neuen Weg: Seit diesem Donnerstag können Privatanleger ihr Geld bei der PBB anlegen. Better hofft, einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag einzusammeln. Für Tagesgeld bietet die PBB 0,8 Prozent Zinsen. Wer sich für drei Jahre fest bindet, bekommt zwei Prozent. Die Konkurrenz sieht das gar nicht gerne. "Die Nachfolgebank der HRE existiert nur noch, weil der Steuerzahler ihr das Überleben sichert", sagt der Chef der bayerischen Volks- und Raiffeisenbanken, Stephan Götzl. Man werde sehr genau hinschauen, zu welchen Konditionen die Pfandbriefbank nun Kundengelder einsammelt. "Sollten diese nicht marktkonform sein, dann werde ich nicht akzeptieren, dass mit Steuergeldern ein Wettbewerber gepäppelt wird."

Bleibt die Frage, wie die Pfandbriefbank in Zukunft Geld verdienen will. Im Jahr 2015 muss sie die Stille Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin zurückzahlen - insgesamt eine Milliarde Euro. Das dürfte schwierig werden, denn das Geldhaus plant im nächsten Jahr ein Vorsteuerergebnis von über 100 Millionen Euro. Und drei Jahre sind schnell vorbei.

Das weiß auch Manuela Better. Aber es hilft ja nichts, sie muss aufräumen. Der größte Dreck der HRE, die toxischen "Wertpapiere" und faulen Kredite, wurden in die Bad Bank FMSW ausgelagert. Dort müssen sie in den nächsten Jahren mit möglichst wenig Verlust entsorgt werden.

Ob die Pfandbriefbank bis 2015 privatisiert werden kann, ist ungewiss. Wie es aussieht, glaubt die Bundesregierung zumindest noch daran. Ein Gutachten von Roland Berger und der Bank HSBC stimmt die Politiker optimistisch. Darin heißt es aber auch: Die Pfandbriefbank muss weiter Kosten senken. Zum 30. September beendet die PBB das Portfolio-Management für die Bad Bank. Die Aufgabe wird an die FMSW übertragen. Wie gesagt, der Dreck muss weg.

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