Hunde-Start-up:Hier parkt der Hund

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Sicher geparkt: Eine Hundehütte zum Mieten in New York. (Foto: PR)

Nie wusste Chelsea Brownridge, wo sie beim Einkaufen ihr Haustier lassen sollte. Deshalb gründete die New Yorkerin ein Start-up für Hightech-Hundehütten. Die will sie bald in die ganze Welt verkaufen.

Von Kathrin Werner, New York

Winston war erst ein Problem und dann eine Inspiration. Sein Frauchen Chelsea Brownridge wusste nicht wohin mit dem Terriermischling, wenn sie beim Spaziergang durch Brooklyn kurz in einen Laden wollte oder einen Happen essen. Viele Geschäfte erlauben keine Hunde. Aber ihn einfach auf der Straße anbinden? Das war keine Option für Brownridge, schließlich könnte Winston Angst bekommen oder sich losreißen. Oder er könnte geklaut werden, er ist mit seiner rosa Zunge, den Schlappohren und dem schwarz-weißen Wuschelfell schließlich ein Vierbeiner, der Sehnsüchte weckt. Also ließ sie Winston oft allein zu Hause in der Wohnung, obwohl sie ihn außer bei den kurzen Zwischenstopps eigentlich gern dabei gehabt hätte. "Es passierte öfter, als uns beiden lieb war", sagt Brownridge.

Und da es in den USA kaum etwas gibt, das sich mit Technik nicht lösen ließe, gründete Brownridge das Start-up Dog Parker und begann an einer Lösung für das Winston-Problem zu tüfteln. Ihre Idee: Hundehütten-Sharing statt Carsharing. Dog Parker mietete eine alte Garage in einem hippen Viertel von Brooklyn an und entwarf Hightech-Hundehütten. Sie öffnen sich per App oder mit einer Schlüsselkarte mit RFID-Chip ganz wie die Autos zum Beispiel von Car2Go. Das stellt sicher, dass wirklich nur Herrchen und Frauchen die Tiere aus ihrem Kurzzeit-Heim holen können. Die Hütten haben ein pinkfarbenes Plastikkissen und ein großes Fenster, aus dem Winston hinausschauen kann. Sie haben eine Selbstreinigungsfunktion mit UV-Licht, Temperaturkontrolle samt Ventilatoren, Internetanschluss und eine Kamera, dank der man den vierbeinigen Freund in der Hütte allzeit per App im Auge behalten kann. "Smart dog house", nennt die Firma sie, eine Wauwau-Version der hippen Smart Homes. Winston ist begeistert.

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Vor zweieinhalb Jahren hatte Brownridge die erste Idee, seit ein paar Monaten platziert Dog Parker die Hightech-Hütten vor einen New Yorker Supermarkt nach dem anderen. Einige Restaurants haben auch schon ihr eigenes Hundeparkhaus auf dem Gehweg vor dem Eingang. Bis Ende des Jahres sollen es 100 Hütten sein. Herrchen und Frauchen schließen für 25 Dollar ein Jahresabo mit Dog Parker ab und zahlen außerdem pro Minute 20 Cent. Der Durchschnittshund bleibt 18 bis 20 Minuten in der Hightech-Hütte. Bislang hat Dog Parker 200 Abonnenten, die Nachfrage steigt.

1,5 Millionen Dollar Startkapital hat Dog Parker bei Investoren wie Halogen Ventures eingesammelt. Halogen konzentriert sich auf Firmen von weiblichen Gründern. Es war erst gar nicht so leicht, überhaupt Geldgeber zu finden, schließlich verteilen Wagniskapitalgeber ihr Geld lieber an Start-ups, die sich mit Software und Apps beschäftigen und die keine kostspielige Produktion und Lieferketten aufbauen müssen. "Die Zahl der Wagniskapitalgeber, die in Frage kamen, war von vornherein sehr klein", erzählt Brownridges Co-Gründer Todd Schechter. "Aber die Leute, die sich mit dem Haustiertechnik-Markt schon beschäftigt haben, waren dann recht schnell begeistert von der Idee. Sie ist ja auch recht ungewöhnlich. Und der Markt ist riesig." Schließlich gibt es allein in den USA rund 80 Millionen Hunde. Inzwischen hat Dog Walker zehn Mitarbeiter und ein Büro in einer Bürogemeinschaft, in der Hunde selbstverständlich erwünscht sind. Winston ist Dauergast.

Die internationale Expansion ist schon geplant. Schechter erzählt von begeisterten Anfragen aus Ländern wie Irland, Australien, Brasilien und Mexiko. Überstürzen will das Start-up das Wachstum zwar nicht, schließlich müsse jede einzelne Hütte den hohen Qualitätsansprüchen standhalten, sagt er. Doch Dog Parker denkt global. "Meine Vision ist eine Welt, in der alle Hundebesitzer eine Möglichkeit haben, ihren Hund auf ihre Spaziergänge mitzunehmen", sagt Brownridge, "jederzeit und überall."

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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