Anzüge von Hugo Boss:Das Kleid der Kapitalisten

Turnschuhe, Jeans und T-Shirt waren gestern. Hugo-Boss-Chef Claus-Dietrich Lahrs träumt von einer Rückkehr des Herrenanzugs als ultimativem Statussymbol - natürlich maßgeschneidert.

Hans-Jürgen Jakobs

Eine gute Nachricht für alle, die sich satt gesehen haben am Schlabber-Look der Internet-Gurus aus Silicon Valley, mit ihren Jeans, verwaschenen T-Shirts und Sneakers. Oder die den Pullover-Tick des Fiat-Chefs Sergio Marcchionne auf Dauer uncharmant finden. "Der Anzug hat eine echte Renaissance" - das ist die Nachricht, für die Claus-Dietrich Lahrs, 48, sorgt, Chef der Hugo Boss AG. Er lächelt bei diesem Satz, der Herrenanzug bringt ihm Geschäft. Mit einem solchen Kleidungsstück könne sich der modebewusste Mann von seinem sozialen Umfeld abheben, referiert Lahrs, wichtig in aufstrebenden Ländern wie China.

Hugo Boss

Hugo Boss feiert das Comeback des Herrenanzugs.

(Foto: dapd)

Der Herrenanzug also. Und wenn wir schon dabei sind: Was ist schöner als ein textiles Stück nach Maß, in einem der 600 eigenen Läden von Boss geplant und dabei von der modeaffinen Ehefrau begutachtet? Viel Erlebniskauf jedenfalls sieht ein neues Geschäftsfeld des Textil-Unternehmens vor: Maßarbeit by Boss, erhältlich von 1500 Euro an. Das ist die Brioni-Liga. Möglich ist das individuelle Schneidern am Stammsitz von Boss im schwäbischen Metzingen, in Frankfurt und in Zürich, bald auch in einigen europäischen Städten sowie in Singapur. In Asien ist die Marke Boss plus Maßanzug offenbar der ultimative Beweis für sozialen Aufstieg. Ein Chinese zahlt leicht 1800 Euro und mehr für ein solches Stück. Neue Ladenkonzepte probt Boss gerne in Städten wie Chongqing aus, demnächst wird der Shop an der Münchner Maximilianstraße so umgestaltet.

Den Fortgang der eigenen Aktivitäten betrachtet Lahrs in Festtagslaune: "Es ist überall, wo Weihnachten gefeiert wird, gut gelaufen." Es bleibt beim avisierten Umsatzwachstum von bis zu 17 Prozent auf zwei Milliarden Euro. Und nichts soll sich am Schwung ändern, auch wenn Wirtschaftsforscher "Mayday" melden. Er habe das Gefühl, die Menschen hätten "mittlerweile begonnen, mit der Verunsicherung zu leben", glaubt Lahrs. Seine Firma mache sich nicht von schnelllebigen Prognosen abhängig. Zusätzlich zum jährlichen Investitionsvolumen von 70 Millionen Euro baut er 2012 für viel Geld das Hängewarenlager in Metzingen aus. Es gilt das Prinzip Expansion: Mittelfristig sollen 70 Prozent des Umsatzes aus eigenen Läden und nur 30 Prozent aus dem Handel kommen, heute ist die Relation umgekehrt.

Seine Gesellschafter von Permira stellt Lahrs, auch das ein Kunststück, mit Prognosen für 2015 zufrieden, die Leute von der Finanzfirma lieben so etwas. Ungleich handfester jedoch ist die Weltmarktführerschaft für Herrenmode: "Das bauen wir zurzeit aus", sagt der Chef von Boss. Dabei erweist sich der gewöhnliche Anzug als Standard des globalen Kapitalismus. Oder wie Lahrs sagt: "Das ist ein stabiles Produkt."

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