HSBC :Großbank verlässt Brasilien

Für 4,74 Milliarden Euro geht die defizitäre Tochter an die Banco Bradesco, das zweitgrößte private Geldhaus Brasiliens.

Europas größte Bank HSBC zieht bei ihrem seit langem dümpelnden Brasilien-Geschäft den Stecker und sich damit aus einem der wichtigsten Schwellenländer zurück. Für umgerechnet 4,74 Milliarden Euro geht die defizitäre Tochter an die Banco Bradesco, das zweitgrößte private Geldhaus des südamerikanischen Landes, wie HSBC am Montag mitteilte. Der Preis liegt höher als von Insidern zuletzt erwartet. Für HSBC-Chef Stuart Gulliver ist es ein weiterer Schritt beim Sparkurs. Seinen Plänen zufolge sollen knapp 50 000 Stellen gestrichen werden - die Hälfte davon geht auf Verkäufe etwa in Brasilien und in der Türkei zurück. Insgesamt hatte das Institut zuletzt noch knapp 260 000 Mitarbeiter. Insider sagten Reuters zuletzt, die Türkei-Tochter werde voraussichtlich bald für bis zu 750 Millionen Dollar an die niederländische Bank ING gehen.

Der Rückzug aus Brasilien soll bis Juni 2016 abgeschlossen sein, wie die Briten weiter mitteilten. HSBC ist seit Ende der 1990er-Jahre dort aktiv, konnte mit den lokalen Marktführern Itau, Bradesco oder Banco do Brasil aber nie mithalten. Die HSBC-Tochter hat 854 Filialen in dem riesigen Land und 21 000 Mitarbeiter. Der Marktanteil liegt bei lediglich 2,3 Prozent.

Insgesamt lief es im ersten Halbjahr im HSBC-Konzern aber rund: Die Bank verdiente vor Steuern zehn Prozent mehr und kam auf einen Gewinn von 13,6 Milliarden Dollar. Analysten hatten nur mit 12,5 Milliarden Dollar gerechnet. HSBC habe vom Kaufrausch privater Anleger an der Börse in Hongkong zu Beginn des Jahres profitiert, so das Institut. Die Aktie verteuerte sich daraufhin in London um 0,55 Prozent.

Allerdings könnten die jüngsten Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten den Ausblick für das restliche Geschäftsjahr eintrüben.

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