Hohe Verbraucherpreise bremsen Reallohn-Plus:Inflation im Geldbeutel

Auch wenn Europas Krise Deutschland am wenigsten getroffen hat, haben die Arbeitnehmer im dritten Quartal kaum zusätzliches Geld im Portemonnaie. Die realen Einkommen legen so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr zu, weil die Inflation so hoch ist.

Dem Arbeitsmarkt in Deutschland geht es gut - trotzdem sind die Reallöhne in Deutschland im dritten Quartal nur leicht um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen. Effektiv stiegen die Löhne zwar um 3,0 Prozent - da die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum aber um 2,5 Prozent zulegten, blieben rechnerisch nur 0,6 Prozent Lohnsteigerung übrig, teilte das Statistische Bundesamt mit.

ZF in Friedrichshafen

Angestellte beim Automobilzulieferer ZF am Bodensee: Im verarbeitenden Gewerbe gab es noch das dickste Plus bei den Reallöhnen.

(Foto: dpa)

Das ist der seit zwei Jahren geringste Anstieg der Reallöhne - also der Löhne abzüglich der Inflationsrate. Im Vorjahresquartal waren sie noch um 1,5 Prozent gewachsen, im zweiten Quartal dieses Jahres um 1,9.

Die Nominallöhne erhöhten sich im Vergleich zu den ersten beiden Quartalen 2011 deutlich weniger, dafür legte die Inflation kräftig zu.

In einigen Branchen mussten die Arbeitnehmer laut Statistik sogar Reallohnverluste hinnehmen - etwa die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Auch Mitarbeiter bei Banken und Versicherungen, im Gastgewerbe und im Handel mussten laut Statistik Reallohnverluste verkraften.

Am stärksten stiegen die Nominallöhne für Vollzeitbeschäftigte im verarbeitenden Gewerbe. Sie verdienten im dritten Quartal 2011 im Schnitt 4,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Auch im Bergbau und in mehreren Dienstleistungsbereichen lagen die Verdienstzuwächse über 2,5 Prozent, womit die Beschäftigten zumindest den Anstieg der Verbraucherpreise ausgleichen oder sogar ein leichtes reales Lohnplus erzielen konnten.

Im Schnitt verdiente ein Vollzeit-Arbeitnehmer in Deutschland im dritten Quartal 2011 ohne Sonderzahlungen 3322 Euro brutto im Monat. Am meisten verdienten die Beschäftigten in der Energieversorgung mit einem Durchschnittslohn von 4376 Euro, im Bereich Information und Kommunikation mit 4370 Euro sowie bei Banken und Versicherungen mit durchschnittlich 4357 Euro. Der niedrigste durchschnittliche Bruttomonatslohn wurde im Gastgewerbe mit 1944 Euro gezahlt.

Die Reallöhne in Deutschland hatten im Jahr 2008 um 0,5 Prozent zugelegt, im Krisenjahr 2009 waren sie um 0,4 Prozent geschrumpft. Im vergangenen Jahr holten sie dann auf und stiegen um 1,5 Prozent. Auch 2011 hatte mit deutlichen Reallohnzuwächsen begonnen.

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