Die Goldmünzen gibt es noch immer. Auch bei den Hochzeiten der Teheraner Oberschicht - gebildet, aufgeklärt, westlich geprägt - werden sie an die Braut verschenkt. Von den Gästen, vom Bräutigam, von den Eltern des Bräutigams. Ein substanzieller Teil des Familienvermögens wird so an das junge Paar übertragen. Was ursprünglich den Zweck hatte, Witwen abzusichern, weil diese nach islamischem Recht nur einen geringen Anspruch auf das Erbe ihres verstorbenen Ehemanns haben, wird in diesen Kreisen pragmatisch umgedeutet: Die sogenannte Morgengabe ist zuweilen so hoch, dass der Bräutigam es sich nicht leisten kann, sie zu verlieren. Das schützt die Braut vor Überraschungen: Es soll nämlich schon vorgekommen sein, dass der aufgeklärteste Mann seiner Frau nach der Hochzeit verbietet, zu arbeiten, zu studieren, zu reisen, die Kinder zu sehen, oder was immer ihm sonst einfällt. Das Recht hat er dabei auf seiner Seite, die Frau ist wehrlos. Wäre da nicht das Gold, das Waffengleichheit herstellt, weil die Braut jederzeit Zugriff darauf hat. Ein Ärgernis bleibt: Da ein großes Geschenk großes Ansehen bedeutet, muss jede Goldmünze einzeln überreicht werden. Begleitet von einem Schwall guter Wünsche für das Paar und bezeugt von allen anwesenden Gästen. Und weil es von denen viele gibt, kann die Sache ein paar Stunden dauern. Erstaunlich, wie langweilig es sein kann, ein kleines Vermögen geschenkt zu bekommen. Foto: AP