Hochtief: Feindliche Übernahme:ACS zieht die Daumenschrauben an

In der Übernahmeschlacht um Hochtief vergrößert der Großaktionär ACS sukzessive seinen Einfluss. Bei der kommenden Hauptsversammlung im Mai wollen die Spanier ihre gewachsene Macht nun ausspielen und die Zahl ihrer Aufsichtsräte verdoppeln.

Nach dem sich für ACS abzeichnenden Sieg in der Übernahmeschlacht um Hochtief will der spanische Konzern nun seine Macht zementieren. ACS beabsichtige, die Zahl seiner Vertreter im Aufsichtsrat der Essener auf vier zu verdoppeln, sagten Mitglieder des Gremiums.

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Der Baukonzern ACS hält nach Schätzungen bereits 40 Prozent an Hochtief.  Nun wollen die Spanier ihren Einfluss im Aufsichtsrat ausbauen.

(Foto: dapd)

Diese Zahl spiegele die Beteiligung an Hochtief wider. Die insgesamt acht Aufsichtsratsposten der Anteilseigner stehen bei der Hauptversammlung am 12. Mai in Essen zur Neuwahl an. Der spanische Konzern von Real-Madrid-Chef Florentino Perez will knapp über 50 Prozent der Hochtief-Anteile einsammeln und stockt den Anteil an Hochtief immer weiter in Richtung dieser Marke auf.

In den Kreisen hieß es, der spanische Konzern dürfte bereits über 40 Prozent der Anteile halten. Mit vier Mandaten würde ACS künftig die Hälfte der Aufsichtsratssitze der Eignerseite bei Hochtief kontrollieren.

Daneben sei ACS offen für einen Vertreter des zweiten Hochtief-Großaktionärs Katar und drei unabhängige Kandidaten, hieß es in den Kreisen.

Das Emirat Katar ist mit knapp über zehn Prozent zweitgrößter Großaktionär des MDax-Konzerns. Eine ACS-Sprecherin wollte sich nicht zu den Angaben äußern. Eine Hochtief-Sprecherin sagte, der Konzern kommentiere Angelegenheiten des Aufsichtsrats nicht.

Aktionär warnt vor Durchmarsch der Spanier

Auch mit 40 Prozent dürfte der spanische Konzern schon wichtige Weichenstellungen bei Hochtief vornehmen - nicht zuletzt, weil bei einer Hauptversammlung üblicherweise nicht 100 Prozent der Aktionäre vertreten sind. ACS kann deshalb seine Anteile nutzen, um Aufsichtsräte auszuwechseln und dann auch die Besetzung des Vorstands ins Visier zu nehmen, der sich monatelang erbittert gegen eine Übernahme durch ACS zur Wehr gesetzt hatte.

Kürzlich hatte Hochtief-Chef Herbert Lütkestratkötter die Hoffnung auf eine gütliche Einigung mit den Spaniern geäußert. Der Gesprächsfaden mit ACS sei nach der mit harten Bandagen geführten Übernahmeschlacht wieder aufgenommen. Hochtief wolle "Spielregeln zum Nutzen beider Unternehmen" aushandeln.

Hochtief-Anteilseigner Hermes Equity warnte vor einem Durchmarsch der Spanier: Es müsse sichergestellt werden, dass auch unabhängige Kandidaten im Aufsichtsrat säßen, forderte der britische Investor in einem offenen Brief. Das Gremium brauche "ein starkes unabhängiges Element".

Derzeit sitzen zwei ACS-Vertreter im Hochtief-Aufsichtsrat: Angel Garcia Altozano und Marcelino Fernandez Verdes. Geführt wird das Kontrollgremium von Detlev Bremkamp. Bremkamp fahre eine harte Linie gegenüber ACS, sagte eine weitere mit den Vorgängen vertraute Person. Es sei durchaus möglich, dass Bremkamp mit der wachsenden Macht von ACS bei Hochtief seinen Posten verlieren werde.

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