Hennes & Mauritz kontra Ikea:Kissenschlacht

Zum T-Shirt noch ein Bettbezug: Die Modekette Hennes & Mauritz möchte nach den Kleiderschränken jetzt auch die Wohnungen der Deutschen erobern - und macht damit Ikea Konkurrenz.

Gunnar Herrmann, Stockholm

Die passenden Handtücher zur Hose, die Tischdecke zum T-Shirt, den Badvorleger zum BH - beim schwedischen Modehändler Hennes & Mauritz (H&M) könnten solche Kombinationen bald Wirklichkeit werden. Vor einigen Wochen hat die Einzelhandelskette in Frankfurt einen Laden für Heimtextilien eröffnet, den weltweit achten seiner Art.

Hennes & Mauritz kontra Ikea: Nicht mehr nur Klamotten: H&M will nun auch Heimtextilien verkaufen.

Nicht mehr nur Klamotten: H&M will nun auch Heimtextilien verkaufen.

(Foto: AP)

Mit "H&M Home", wie das Projekt heißt, will der Konzern nach den Kleiderschränken nun auch die Wohnräume der Deutschen erobern. Das könnte spannend werden: Der Markt für Heimtextilien befindet sich derzeit im Umbruch. Neben H&M kämpfen dort noch weitere neue Akteure um einen Platz, darunter der spanische Konkurrent Zara. Und bei der Kissenschlacht trifft H&M auch einen alten Bekannten aus der Heimat: den Platzhirschen Ikea.

Nach einer Statistik des Bundesverbands für Textileinzelhandel gaben die Deutschen im Jahr 2009 etwa 2,5 Milliarden Euro für Handtücher, Tischdecken, Bettwäsche und ähnliches aus. Zum Vergleich: In Kleidung steckten sie etwa zehnmal so viel Geld. Dieses Verhältnis spiegelt sich auch in den H&M-Home-Läden wieder. Die sind klein und manchmal einer größeren Modeboutique des Konzerns angegliedert.

In der Stockholmer Fußgängerzone Drottninggatan etwa finden sich Kissenbezüge und Duschvorhänge etwas versteckt in einem engen Obergeschoss. Um Ladenfläche zu sparen, ist der Shop nur ein Ausstellungsraum - ohne Regale und Wühltische. Zu jedem Produkt gibt es stattdessen kleine Magnetplättchen, die man auf eine Blechtafel heften kann. Diese gibt man an der Kasse ab und bekommt die Ware kurz darauf aus dem Lager. Das spart Platz und soll die Kunden wohl auch an den Versandhandel heranführen. Der Versand ist nämlich bislang der von H&M bevorzugte Vertriebskanal für Heimtextilien. Online und per Katalog kann man auch in Deutschland seit 2009 seine Bettbezüge bei der schwedischen Modekette bestellen. Ähnliche Angebote gibt es auch in Schweden, Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Österreich und Großbritannien.

Von Anfang an stand beim Home-Projekt das Internet im Mittelpunkt. Medienberichten zufolge erweiterte das Unternehmen sein Sortiment vor zwei Jahren, um in Zukunft auch etwas ältere Kundschaft an sich zu binden. Nach dem Motto: Wer Badvorleger und Duschvorhänge einkauft, der ist schon etwas reifer und sesshafter.

H&M hat seinen Einstieg in das neue Segment allerdings eher vorsichtig begonnen. Der spanische Inditex-Konzern, mit seiner Modekette Zara härtester Wettbewerber für H&M im Kerngeschäft, macht schon seit 2003 in Handtücher und Vorhänge. Heimtextilien kann man in Deutschland bereits in vielen Zara-Läden kaufen. Hauptkonkurrenz für die Newcomer sind wohl Ketten wie Das Depot oder Butlers, die sich auf Einrichtung spezialisiert haben, und dann gibt es natürlich die Möbelhäuser, die Wohntextilien gern in der Wühlzone vor der Kasse anbieten.

Ebenso wie Zara geht auch H&M davon aus, dass Inneneinrichtung mindestens so gut zu Modehändlern wie zu Möbelhäusern passt, weil ein Kunde, der sich neu einkleidet, gern auch gleich sein Heim ein wenig aufhübscht. Die H&M-Designerin Evelina Kravaev Söderberg erklärte das bei der Eröffnung des neuen Ladens in Frankfurt so: "Die Vision des Home-Konzepts ist es, auch Mode ins Zuhause zu bringen. Textilwaren sind hier vergleichbar mit Accessoires. Es muss nicht teuer sein, das Zuhause zu verändern oder neu zu dekorieren. Es ist so einfach, Kissenbezüge und Decken zu wechseln, um einen neuen Look zu kreieren." Vor allem der letzte Teil dieser Marketing-Prosa erinnert dann doch sehr stark an die Pressemitteilung, die der Möbel-Gigant Ikea immer verbreitet, wenn er neue Sortimente vorstellt. Auch Ikea erklärt seinen Kunden schon seit langem, dass ein gutes Zuhause sich immer in Umgestaltung befindet und ständig mit neuen Stoffen, Duftkerzen, Lämpchen und Deckchen versorgt werden muss. Bei der Bewältigung dieser großen Herausforderung werden Modebewusste wohl künftig aus mehreren Quellen schöpfen können.

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