Hausarzt-Verträge in Baden-Württemberg:Neues Zeitalter im Gesundheitssystem

AOK und Hausärzte gehen in Baden-Württemberg einen historischen Schritt: Sie beschneiden die Macht der Kassenärztlichen Vereinigungen.

Guido Bohsem

Seit 1933 geht im deutschen Gesundheitswesen nichts ohne die Kassenärztlichen Vereinigungen. Seit Jahren versuchen Politiker, Krankenkassen und auch Mediziner selbst die Macht der Ärzteorganisation zu beschneiden, ihr das Monopol auf die Verhandlungen mit den Kassen wegzunehmen.

Die oft geschmähte Gesundheitsreform des vergangenen Jahres hat ihnen die Möglichkeit dazu gegeben. In Baden-Württemberg gehen nun erstmals AOK und Hausärzte diesen, man kann sagen, historischen Schritt.

Das ist gut. Es ist gut, weil dadurch andere Kassen in anderen Bundesländern, andere Ärzte gleicher und anderer Fachrichtung ermuntert werden, ähnlich zu handeln.

Das bringt frischen Wind ins System. Die Kassen sehen einen Hebel zur Kostensenkung und ein Werbeargument in Zeiten des Gesundheitsfonds.

Die Ärzte profitieren, weil sie weniger Papierarbeit erledigen müssen und dabei sogar mehr Geld erhalten. Voraussichtlich wird der Vertrag sogar den Patienten etwas bringen.

Denn die unterschiedliche Behandlung von Privat- und Kassenpatienten lehrt, dass viele Mediziner sehr wohl danach entscheiden, wer ihnen mehr oder weniger Geld einbringt und entsprechend behandeln.

Ob das baden-württembergische Modell das Optimum ist, muss sich erst noch zeigen. Wichtig ist, dass es nun ein Beispiel gibt, wie das neue, wettbewerbliche Zeitalter aussehen könnte.

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