Hartz-IV-Bezieher:Wo die Armut wohnt

Die Unterschiede sind gewaltig: In manchen Regionen Deutschlands ist jeder Fünfte auf Hartz IV angewiesen, anderswo ist es nur jeder Hundertste: das Ergebnis Bremer Arbeitsmarktforscher in Bildern.

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Pasewalk, Landkreis Uecker-Randow, Foto: dpa

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Die Unterschiede sind gewaltig: In manchen Regionen Deutschlands ist jeder Fünfte auf Hartz IV angewiesen, anderswo ist es nur jeder Hundertste. Das hat das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe (BIAJ) bei einer Überprüfung aller 413 Städte und Gemeinden Deutschlands herausgefunden.

Je nördlicher und je östlicher. Wer die Regionen in Deutschland sucht, die am stärksten von Hartz IV betroffen sind, der liegt mit dieser Daumenregel ganz richtig.

Insofern erstaunt es nicht, dass im Landkreis Uecker-Randow (im Bild die Kreisstadt Pasewalk) die verhältnismäßig meisten Menschen leben, die auf diese staatliche Nothilfe angewiesen sind. Denn viel weiter nördlich geht es kaum und viel weiter östlich noch weniger.

21,2 Prozent der knapp 50.000 Einwohner Uecker-Randows zwischen 15 und 65 Jahren leben von Hartz IV - nirgendwo ist diese Armutsrelation in Deutschland höher.

Im Landkreis dominiert die Landwirtschaft - andere Erwerbszweige, etwa in der metallverarbeitenden oder in der Baustoffindustrie sind dünn gesät. Selbst die Tourismusbranche ist schwächer ausgebildet als in anderen Teilen Mecklenburg-Vorpommerns. Für die Menschen gibt es einfach wenig zu tun.

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Bremerhaven, Foto: ddp

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Auch im Westteil Deutschlands leben die meisten Hartz-IV-Bezieher im Norden. Unter den 413 Landkreisen und Städten Deutschlands rangiert Bremerhaven mit einem Anteil von knapp 21 Prozent an Hartz-IV-Empfängern unter der arbeitsfähigen Bevölkerung bereits an dritter Stelle. Die Wirtschaft der Stadt ist eng mit dem Hafen (im Bild der Passagierterminal) verbunden. Dessen Bedeutung reicht aber nicht aus, die fehlenden Arbeitsplätze in anderen Branchen zu kompensieren.

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Berlin, Foto: ddp

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Als Hauptstadt der drittgrößten Wirtschaftsnation der Welt weist Berlin (im Bild die Quadriga auf dem Brandenburger Tor) einen besonders hohen Armutsanteil auf: Knapp 19 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung beziehen hier das Arbeitslosengeld II - wie die Bezüge nach Hartz IV manchmal auch genannt werden. Nur in zwölf Städten oder Kreisen Deutschlands ist dieser Anteil höher.

Berlin leidet noch immer unter der knapp dreißigjährigen Teilung der Stadt, die einen historischen Aderlass an Wirtschaftskraft nach sich zog. Großunternehmen wie etwa die Deutsche Bank sitzen mit ihrer Hauptverwaltung inzwischen längst in Westdeutschland.

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Gelsenkirchen, Foto: AP

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Kaum eine andere Region Westdeutschlands hatte in der Nachkriegszeit einen größeren Strukturwandel zu bewältigen als das Ruhrgebiet. In dem riesigen Ballungsraum schlug das industrielle Herz des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit, doch spätestens seit den siebziger Jahren verloren die hier einst dominanten Unternehmen aus der Kohle- und Stahlbranche ihre überragende Bedeutung.

Handels- und Energiekonzerne wie Eon und Tengelmann wurden zwar gewichtiger, doch nicht überall gelang der Strukturwandel in überzeugender Weise. So zählt etwa Gelsenkirchen (im Bild das Steinkohle-Kraftwerk Scholven) zu den Armenhäusern der Republik. Knapp 19 Prozent der Erwerbsbevölkerung beziehen hier Hartz IV - das bedeutet Rang 16 im BIAJ-Negativranking.

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Lübeck, Foto: AP

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Lübeck zählt zu den hübschesten und kulturgeschichtlich interessantesten Städten Deutschlands - die Altstadt steht seit 1987 sogar auf der Unesco-Liste des Weltkulturerbes. Doch von der Schönheit ihrer Stadt allein können die Einwohner nicht abbeißen - sie zählen im Durchschnitt zu den Ärmsten der Republik. Denn immerhin 16,5 Prozent aller Lübecker, die arbeiten könnten, beziehen Hartz IV.

Den Verlust einstmals bedeutender Unternehmen aus der Schwerindustrie und dem Schiffsbau konnte die Stadt trotz wichtiger Hersteller der Medizintechnikbranche (z. B. Drägerwerk) bislang nicht ausgleichen.

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Gütersloh, Foto: dpa

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In der Provinz Ostwestfalens ragt Gütersloh mit seiner Wirtschaftskraft heraus. Das verdankt die Stadt mit ihren knapp 100.000 Einwohnern vorrangig zwei Arbeitgebern - den weltweit tätigen Unternehmen Bertelsmann und Miele. Zusammen beschäftigen die zwei Konzerne 16.000 Menschen in Gütersloh.

Das drückt den Anteil der Hartz-IV-Empfänger an der Erwerbsbevölkerung auf 5,5 Prozent. Gütersloh steht damit im Negativranking des BIAJ auf einem guten 280. Rang. Deutlich schechter sieht es da im angrenzenden Kreis Herford aus. Dort beziehen 8,0 Prozent der Bevölkerung Hartz IV - ein Anteil der leicht über dem westdeutschen Durchschnitt (7,5 Prozent) liegt. Bundesweit beziehen 9,1 Prozent der Erwerbsfähigen Hartz IV.

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Hatterheim, Main-Kinzig-Kreis, Foto: dpa

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Blütenpracht im Main-Taunus-Kreis. Das Gebiet vor den Toren Frankfurts zählt wie auch der angrenzende Hochtaunuskreis zu den reichsten Gegenden Deutschlands. Hier residieren viele der Banker und Broker der unweit gelegenen Finanzmetropole - auf Hartz IV sind hier die wenigsten Menschen angewiesen: Nur 4,4 Prozent der Erwerbsbevölkerung beziehen Hartz IV (Rang 327).

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Eichstätt, Foto: dpa

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Blick von der Willibaldsburg auf die Bischofsstadt Eichstätt: In keiner der 413 Landkreise und Städte Deutschlands leben weniger Menschen, die auf Hartz IV angewiesen sind. Die Quote an der Erwerbsbevölkerung beträgt gerade einmal 1,2 Prozent.

Der barocke Bischofssitz profitiert dabei von seiner landschaftlich schönen Lage im Altmühltal und lockt Jahr für Jahr viele Touristen in den Ort. Die katholische Universität trägt ebenso wie die das nahe gelegene Ingolstadt mit seinen Audiwerken zur Wirtschaftskraft der Einwohner bei.

Foto: dpa Text: pak/cmat

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