Handwerk:Der lange Kampf um den Meisterbrief

Auf dem Baden-Württembergischen Handwerkstag kamen wieder alte Ängste hoch. Die EU-Kommission wolle die Zulassung zu bestimmten Berufen erleichtern, hieß es - allen Dementis zum Trotz.

Die Handwerker im Land fürchten wieder um den deutschen Meisterbrief. Sorge bereiten dem Baden-Württembergischen Handwerkstag die Pläne der EU, den Zugang zu bestimmten Berufen zu überprüfen. "Es gibt bereits klare Vorgaben seitens der reglementierten Berufe", sagte Hauptgeschäftsführer Oskar Vogel der Deutschen Presse-Agentur.

Vor drei Jahren hatte die EU nach monatelangen Diskussionen den Plan schon aufgegeben, am deutschen Meisterbrief zu rütteln. Nun aber fürchten die Handwerker erneut um die für Deutschland eigene Zulassung zu bestimmten Handwerksberufen wie etwa Maurer, Bäcker, aber auch Friseur oder Elektrotechniker, Steinmetz und Dachdecker. Denn in ihrem Anfang Januar 2017 vorgestellten EU-Binnenmarktpaket schlägt die EU-Kommission Kriterien vor, mit denen die Verhältnismäßigkeit für den reglementierten Zugang zu bestimmten Berufen überprüft werden könnten. Der Vertreter der EU-Kommission in Deutschland, Richard Kühnel, betonte im Januar zwar: "Die Kommission hat keinerlei Absicht, den deutschen Meisterbrief in Frage zu stellen." Doch den Handwerkern geht der jetzige Vorstoß zu weit. Das Raster zur Überprüfung gelte auch dann, wenn Veränderungen bei den Berufen anstünden. "Das ist im Handwerk insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Digitalisierung in diesem Jahr bei 15 Berufsbildern der Fall", so Vogel. Die EU dürfe nicht mehr Kriterien aufstellen, als ohnehin schon vorhanden seien. Das gehe aus einem Urteil des EuGH hervor. Zudem sei Bildungspolitik Sache der Mitgliedstaaten.

Der Meisterbrief ist in Deutschland nur noch in 41 von etwa 130 Gewerken Voraussetzung, um sich selbständig zu machen. Allerdings benötigen Handwerker auch in Betrieben, in denen kein Meister für die Selbständigkeit nötig ist, einen Meisterbrief, um auszubilden. "Die meisterpflichtigen Gewerke übernehmen 90 Prozent der Ausbildung", sagte Vogel. "In den zulassungsfreien Gewerken nimmt die Zahl der Meister aber ab." Es habe sich zudem gezeigt, dass die Fluktuation der zulassungsfreien Gewerke höher sei. Die Betriebe in den 41 meisterpflichtigen Handwerksberufen seien meist länger am Markt.

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