Handel:Kanada erhebt Zölle auf Stahl und Aluminium aus den USA - und auf Joghurt

Kanada Strafzölle USA

Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland kündigte die Strafzölle ab 1. Juli an.

(Foto: AP)
  • Kanada reagiert auf die US-Strafzölle ähnlich wie die EU mit Gegenmaßnahmen.
  • Neben Zöllen auf Stahl und Aluminium werden Sanktionen gegen Produkte erhoben, die aus Regionen republikanischer Kongressangehöriger kommen.
  • Die kanadische Außenministerin sagt, man wäre auf eine weitere Eskalation vorbereitet.

Kanada erhebt von Sonntag an Zölle auf US-Waren im gleichen Umfang, wie sie US-Präsident Donald Trump für kanadische Stahl- und Aluminiumlieferungen verfügt hat. Außenministerin Chrystia Freeland sagte, es handele sich um eine "genau wechselseitige Aktion" im Umfang von 12,6 Milliarden Dollar (etwa 11 Milliarden Euro). "Es ist eine Antwort Dollar um Dollar." Kanada bedaure das. Ottawa wolle den Streit nicht weiter anheizen, werde aber auch nicht nachgeben.

Vom 1. Juli an werden zudem US-Waren wie Ketchup, Rasenmäher und Motorboote mit Zöllen von zehn oder 25 Prozent belegt. Die Produkte wurden mehr nach politischen als nach wirtschaftlichen Gründen ausgewählt. So importiert Kanada jährlich für gerade mal drei Millionen Dollar Joghurt aus den USA. Diese Lieferungen kommen zum größten Teil aus Wisconsin, dem Heimatstaat des republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Paul Ryan. Auf der Zoll-Liste steht zudem Whiskey aus Tennessee und Kentucky, letzterer ist Heimatstaat des republikanischen Senatsmehrheitsführers Mitch McConnell.

Kanada folgt damit der EU. Diese hatte in der vergangenen Woche Strafzölle auf Bourbon-Whiskey, Erdnussbutter, Motorräder und Jeans erhoben.

Ottawa hofft auf "gesunden Menschenverstand"

Freeland sagte, Kanada sei vorbereitet, sollte Trump den Handelsstreit verschärfen. "Es ist absolut notwendig, dass sich der gesunde Menschenverstand durchsetzt", sagte sie. Kanada "hofft auf das Beste und bereitet sich für das Schlimmste vor".

Die von US-Präsident Trump verkündeten Strafzölle gegen den nördlichen Nachbarn waren Anfang Juni in Kraft getreten. Die Zölle sind aus Sicht Kanadas illegal, das Land hat wie die Europäische Union Klage vor der Welthandelsorganisation WTO eingereicht. Die US-Zölle verstoßen nach Einschätzung Ottawas gegen die Regeln des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta, das beide Länder sowie Mexiko derzeit neu verhandeln. EU und Kanada geben den USA aber auch die Möglichkeit zur Deeskalation.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: